đȘ Hump of the week: Eine französische Revolution
Autor: Carsten Vennemann, CFA, GeschĂ€ftsfĂŒhrer alpha beta asset management gmbh
- Frankreich hat gewĂ€hlt und die Börse hat Ihr eigenes Urteil gefĂ€llt: Der CAC 40 Index verliert seit der Europawahl rund 5%, wĂ€hrend der DAX kaum verĂ€ndert liegt đ€
- Den Medien war am vergangenen Sonntag eine gewisse Erleichterung zu entnehmen, dass der rechtsnationale Rassemblement National von Marine Le Pen nur drittstĂ€rkster Block geworden ist; er hat zwar die meisten WĂ€hlerstimmen gesammelt, aufgrund von wahltaktischen Ăberlegungen der Linken gemeinsam mit der Macron-Partei âEnsembleâ um rechte Kandidaten zu verhindern, liegt das LinksbĂŒndnis nun auf Platz 1 und Ensemble auf Platz 2 nach Sitzen
- In der neuen Nationalversammlung wird es 3 Blöcke geben, die jeweils ungefĂ€hr ein Drittel der Sitze halten; Koalitionen zwischen diesen Blöcken scheinen ausgeschlossen, zumindest nach den Wahlkampfaussagen đ€
- Die Linke wird von Jean-Luc MĂ©lenchon gefĂŒhrt, einem Antisemiten und Kommunisten, der sich öffentlich als EU- und Deutschland-Hasser outet und Angela Merkel âin den MĂŒlleimer befördernâ wollte; gleichzeitig will er die Pensions-Reform Macrons zurĂŒckdrehen, eines seiner vielen Ausgabenprogramme, die er im Wahlkampf prĂ€sentierte; zu den Folgen nichtfinanzierter Ausgabenprogramme könnte er 49-Tage-Premierministerin Liz Truss in GroĂbritannien befragen; auĂerdem stellt er französische Atomstromlieferungen an Deutschland in Frage
- Zumindest erscheinen ĂŒber die nĂ€chsten Jahre französische BemĂŒhungen, EU-Defizitziele einzuhalten oder zu propagieren als unrealistisch; den Euro sollte dies tendenziell belasten
- Der französische Aktienmarkt ist irritiert und verliert relativ zu Resteuropa; der Renditeaufschlag französischer Staatsanleihen zu Bundesanleihen hat seit der Europawahl um ca. 20 Basispunkte zugenommen und bleibt seit der Wahl am Sonntag weiter auf hohem Niveau
- Wie hat kĂŒrzlich ein Analyst geschrieben: âThe US innovates, China replicates, Europe regulatesâŠâ đ
- Innerhalb Europas werden Investoren nach Alternativen suchen; das wird Global Player wie LVMH nicht treffen, wohl aber die Small- und Mid-Caps Frankreichs; GroĂbritannien prĂ€sentiert sich unter dem neuen Premier Keir Starmer hingegen als neue Investitionsalternative und kann zumindest mit politischer StabilitĂ€t aufwarten; Umschichtungen globaler Investoren aus Frankreich nach GroĂbritannien werden bereits berichtet đ
- Gleichzeitig kommen aus Deutschland enttĂ€uschende Industrieproduktionszahlen; eine Erholung ist nicht in Sicht; die Automobilindustrie zeigt einen starken ProduktionsrĂŒckgang im Mai; der private Verbrauch hierzulande zieht nicht an
Fazit 1: Die zweitgröĂte Volkswirtschaft Kontinentaleuropas steht vor einem politischen Patt; zwei Drittel des Parlaments lehnt die EU in der heutigen Form strikt ab und stĂŒtzt extremistische Positionen; politischer und wirtschaftlicher Stillstand sind das wahrscheinlichste Szenario
Fazit 2: Die nĂ€chste PrĂ€sidentschaftswahl in Frankreich findet voraussichtlich 2027 statt: 3 Jahre Wahlkampf? Le Pen wird vermutlich diese 3 Jahre nutzen, um sich als Kandidatin der Mitte zu prĂ€sentieren; das lĂ€sst zumindest hoffen, dass der RN im Parlament nicht âĂŒberdrehtâ
Fazit 3: Die gute Nachricht ist, dass Macron MĂ©lenchon kaum zum Premier ernennen wird, letztgenannter ist selbst in seinem eigenen Block umstritten; Macron wird auf Zeit spielen, vielleicht eine Technokraten-Regierung oder eine Regierung gemĂ€Ăigter Minister einsetzen
Fazit 4: Mit Blick auf die politische Lage in Deutschland, 14 Monate vor der der Bundestagswahl, erscheint es kaum möglich, dass Europa sich in der global anspruchsvollsten Situation seit langem im Wettbewerb besser positionieren kann; aber: die Hoffnung stirbt zuletzt đ
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