Hump of the week: Erstens kommt es anders … der Aktienmarkt im 2. Halbjahr 2025!

Halbjahresausblick 2025: Dollarabwertung, Währungsrisiken, Trump-Faktor und globale Divergenzen

Halbjahresrückblick und -ausblick 2025: Dollarabwertung, Währungsrisiken, Trump-Faktor und globale Divergenzen

Autor: Carsten Vennemann, CFA, Geschäftsführer alpha beta asset management GmbH

Im ersten Halbjahr 2025 konnten europäische Aktienmärkte überraschend stark zulegen – angeführt vom DAX mit einem Plus von rund 20 % und dem Euro Stoxx 50 mit +9,1 %. Gleichzeitig verloren globale Standard-Investments wie ETF auf den MSCI World Index (in Euro gerechnet) über 3 %. Wie lassen sich diese gegensätzlichen Entwicklungen erklären – und was bedeutet das für die Positionierung im zweiten Halbjahr?

Die Rolle des Wechselkurses: Dollarabwertung dominiert das Bild

Ein zentraler Faktor für die ungewöhnliche Performance-Differenz ist die deutliche Abwertung des US-Dollars. Im Verlauf der letzten sechs Monate verlor der Dollar rund 13 % gegenüber dem Euro. Für Euro-Anleger bedeutet dies: Selbst wenn US-Aktien in Dollar konstant oder sogar leicht positiv performen, führen die Währungsverluste in der Umrechnung zu einem negativen Ergebnis im Portfolio.

Diese Entwicklung ist kein Zufall. Die US-Regierung unter Donald Trump verfolgt eine aggressive Strategie zur Schwächung des US-Dollars – ein Mittel zur gezielten Stärkung der Exportwirtschaft. Neben klassischen Zöllen setzt Trump auf Druck gegenüber der US-Notenbank, öffentliche Angriffe auf deren Vorsitzenden und eine expansiv ausgerichtete Fiskalpolitik mit stark steigender Staatsverschuldung. All das trägt dazu bei, den Dollar gezielt abzuwerten.

Bemerkenswert: Dieselben Maßnahmen, die Trump bei anderen Ländern als „Währungsmanipulation“ kritisiert, setzt er nun selbst konsequent um.

Konsolidierung beim Dollar wahrscheinlich – doch der Trend bleibt bestehen

Auch wenn der Großteil der Dollar-Abwertung möglicherweise bereits erfolgt ist, dürfte der politische Wille zur Währungsabschwächung fortbestehen. In den kommenden Wochen ist daher mit einer Konsolidierung, aber nicht mit einer dauerhaften Trendumkehr zu rechnen. Für Euro-basierte Anleger bleibt das ein zentrales Thema: US-Assets verlieren durch die Währungsentwicklung an Attraktivität – trotz solider Unternehmensdaten in einzelnen Branchen.

Gleichzeitig gilt: Themen wie Künstliche Intelligenz, Digitalisierung oder Cyber Security bleiben stark wachstumsgetrieben – und werden nach wie vor maßgeblich von US-Unternehmen geprägt. Eine vollständige Abkehr von US-Investments wäre also strategisch nicht sinnvoll.

Was bringt das zweite Halbjahr 2025?

Handelskonflikte: Trump setzt Deadline

Mit Spannung blickt der Markt derzeit auf den US-Handelsstreit. Trump hat wichtigen Handelspartnern – insbesondere der EU und China – eine Frist bis kommenden Mittwoch gesetzt. Noch ist offen, ob es zu einer Einigung, einer Fristverlängerung oder einer erneuten Eskalation kommt. Die Märkte preisen aktuell eine moderate Entspannung ein. Doch klar ist: Die Verhandlungen bleiben ein zentraler Volatilitätsfaktor.

Frühindikatoren hellen sich auf

Trotz geopolitischer Unsicherheiten gibt es erste positive Signale aus der Realwirtschaft: China und Indien überraschten zuletzt mit besseren Konjunkturdaten. Auch in den USA zeichnet sich eine Erholung ab: Das BIP-Wachstum im zweiten Quartal wird auf +2,5 % geschätzt – nach einem Rückgang von -0,5 % im Vorquartal. Europa zeigt ebenfalls leichte Erholungstendenzen.

Geldpolitik: Der Rückenwind bleibt

Ein weiterer stabilisierender Faktor bleibt die Geldpolitik. In den USA geht Goldman Sachs mittlerweile von drei Zinssenkungen im weiteren Jahresverlauf aus. In Australien nehmen Zinssenkungserwartungen ebenfalls zu. Für die Europäische Zentralbank ist angesichts des schwachen Euro und des Wechselkurses von rund 1,18 USD je Euro kaum Spielraum, den Zinssenkungszyklus zu unterbrechen oder gar zu beenden. Die expansive Ausrichtung der Notenbanken bleibt damit ein tragendes Element für die Märkte.

Fazit unseres Halbjahresausblicks 2025

Fazit 1: Trump wird seinen Kurs der Währungsabwertung weiterverfolgen. Eine Dollar-Aufwertung ist kurzfristig nicht zu erwarten. US-Assets bleiben damit weniger attraktiv – es sei denn, es handelt sich um besonders wachstumsstarke Themen wie Künstliche Intelligenz oder Cyber Security. Diese bleiben in globalen Strategien unverzichtbar.

Fazit 2: Globale Diversifikation ist wichtiger denn je – über Länder, Währungen und Sektoren hinweg. Ein Beispiel: Südkoreas Aktienmarkt verzeichnete im ersten Halbjahr einen Zuwachs von rund 28 %. Generell fließt zunehmend Kapital in Emerging Markets zurück.

Fazit 3: Der Markt preist derzeit die Hoffnung auf eine Einigung in der US-Handelspolitik ein. Eine solche Einigung ist wahrscheinlich, aber nicht sicher. Sollte sie eintreten, könnte sie – zusammen mit der stützenden Geldpolitik – eine weitere moderate Aufwärtsbewegung anstoßen.

Blick nach vorn

Was bedeutet all das für strategisch orientierte Anleger? Die kurzfristige Entwicklung von Wechselkursen, Handelsverhandlungen oder geldpolitischen Kommentaren lässt sich kaum prognostizieren. Umso wichtiger ist ein robuster, breit diversifizierter Portfolioansatz – mit klarer Währungssteuerung und thematischer Allokation. Wer langfristig Vermögen aufbauen oder sichern möchte, braucht in solchen Phasen nicht mehr, sondern bessere Entscheidungen.

 

Vennemann HiRes 5624

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