đȘ Hump of the week: Die Konjunktur im Sommer 2024! Sollbruchstelle oder Hoffnungsschimmer?
Autor: Carsten Vennemann, CFA, GeschĂ€ftsfĂŒhrer alpha beta asset management gmbh
- Bei der aktuellen internationalen Nachrichtenlage war ich heute morgen versucht, ĂŒber den Einfluss der Geopolitik auf die MĂ€rkte zu schreiben, aber: Geopolitik stellt permanent ein Risiko fĂŒr den Kapitalmarkt dar, sozusagen als âschwarzer Schwanâ, ein nicht vorhersagbares Ereignis groĂer Tragweite; da dies kaum zu prognostizieren ist, muss es eher strategisch im Risikoprofil einer Anlagestrategie berĂŒcksichtigt werden, nicht aber auf taktischer Ebene; sonst werden Chancen verpasst, denn Crash-Propheten gibt es schon genug; an der Börse geht es aber nicht um ârecht habenâ, sondern um âGeld verdienenâ! đ€
- Die gestrigen BIP-Zahlen aus Deutschland waren (wieder einmal) desaströs: Ein RĂŒckgang um 0,1% gegenĂŒber dem Vorquartal, schwĂ€cher als erwartet, vor allem durch fehlende Investitionen und geringe BautĂ€tigkeit; gleichzeitig stieg das BIP der EU um 0,3%, trotz Deutschland! Spanien wuchs um 0,8% und Frankreich um 0,3% đ
- Im Juli lag die Inflationsrate in Deutschland wieder etwas höher, bei 2,3%; das ist zwar nicht besorgniserregend, zeigt aber, dass bei Nahrungsmitteln und Dienstleistungen weiterhin Preisdruck besteht; die Kerninflation oszilliert um 3%
- Rund die HĂ€lfte der europĂ€ischen Unternehmen haben bisher ihre Q2-Ergebnisse veröffentlicht; per Saldo liegen die Ergebnisse leicht ĂŒber den Erwartungen; Unternehmen, die die Erwartungen enttĂ€uscht haben, wurde von der Börse krĂ€ftig abgestraft; im Bereich der zyklischen (Industrie-)Unternehmen nahmen die Gewinnwarnungen zuletzt zu; negativ ĂŒberraschten beispielsweise Unternehmen mit hohem China-Handel oder auch LuxusgĂŒterhersteller; positiv zeigte sich der Gesundheitssektor
- Die Mai-IndustrieauftragseingĂ€nge in Deutschland sind um 1,6% gesunken, schwĂ€cher als erwartet; der âFlash-PMIâ fĂŒr Juni liegt unter 50 und zeigt damit eine Kontraktion an; der IFO-Index ist im Juli auf 87 gefallen đ€
- Der Immobilienmarkt sowie die Baubranche hierzulande zeigen weiterhin SchwĂ€che; auch hier ist ein kurzfristiger Turnaround â ohne staatliche Hilfe oder niedrigere Zinsen â nicht absehbar; Investoren ziehen Mittel aus europĂ€ischen Immobilienfonds in Rekordhöhe ab đ
- Die aktuelle âLending Surveyâ der EZB zeigt, dass die Kreditvergabebereitschaft der Banken weiterhin niedrig ist, aber auch die Kreditnachfrage der Unternehmen begrenzt bleibt; lediglich bei Wohnimmobilienfinanzierungen und Konsumkrediten scheint es eine leichte Verbesserung zu geben
- In den USA kĂŒhlt die Konjunktur ab, nicht dramatisch, aber immerhin so, dass eine Zinssenkung der Fed im September wahrscheinlich bleibt; fĂŒr konjunkturelle Panik oder gröĂere RezessionsbefĂŒrchtungen gibt es momentan (noch) keinen Anlass
Fazit 1: Ob Deutschland in 2024 ĂŒberhaupt wachsen wird, ist mehr als fraglich; gleichzeitig ist Deutschland selbst im EU-Kontext wieder âthesick manâ; was vor allem kritisch stimmt: Es sind kaum GegenmaĂnahmen zu erkennen, die Anlass zur Hoffnung bieten; das letzte Jahr der Legislaturperiode könnte Stillstand bedeuten; die âWachstumsinitiativeâ der Ampel wird daran kaum etwas Ă€ndern, es fehlt das Vertrauen
Fazit 2: Stagnation kennzeichnet die Konjunktur in Deutschland am besten; nun droht sogar eine Rezession; und dies hat (leider) keinen zyklischen Charakter, sondern geht mit einem langfristigen RĂŒckgang der StandortattraktivitĂ€t Deutschlands einher
Fazit 3: Die gute Nachricht ist, dass es fĂŒr Kapitalmarktanleger in unserer Vermögensverwaltung ausreichend interessante Anlagemöglichkeiten auĂerhalb Deutschlands gibt, im Aktien- wie im Anleihenbereich; durch Deutschland muss wieder ein Ruck gehen, um mit den Worten des AltbundesprĂ€sidenten Herzog zu sprechen đ
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