Hump of the week: Trump, Zölle – und kein Ende?

Trump, Zölle – und kein Ende?

Wöchentlicher Marktkommentar: Trump und die Zölle – ein Dauerthema 

Autor: Carsten Vennemann, CFA, Geschäftsführer alpha beta asset management GmbH

Die US-Zölle bleiben ein zähes Dauerthema. Nach den jüngsten Ankündigungen und offiziellen Briefen von Donald Trump zeichnet sich ab, dass sich die Verhandlungen zwischen den USA und der EU mindestens bis zur Deadline am 1. August 2025 hinziehen werden. Eine Einigung ist derzeit nicht in Sicht – eine Verlängerung der Frist aber ebenso wenig ausgeschlossen. Sollte es bis zum Stichtag keine Annäherung geben, treten die angekündigten Zölle in Kraft: 30 % auf EU-Importe, weitere Strafzölle auf Kanada, Mexiko und andere Handelspartner. Die Auswirkungen wären erheblich – nicht nur wirtschaftlich, sondern auch geopolitisch.

Ökonomische Belastung auf beiden Seiten

Die wirtschaftlichen Kosten sind bereits jetzt absehbar. Allein die USA könnten durch die Zölle rund 0,9 % ihres Bruttoinlandsprodukts verlieren – trotz potenziell steigender Zolleinnahmen. Für die Europäische Union wäre der Effekt wohl noch gravierender, denn sie ist exportseitig stärker betroffen. Hinzu kommen inflationäre Effekte durch steigende Importpreise, die sich direkt auf Konsum, Unternehmenswachstum und geldpolitische Spielräume auswirken. Die Fed bleibt abwartend – doch der Druck auf politische Institutionen steigt spürbar.

Globale Lieferketten unter politischem Beschuss

Produktionsverlagerungen in die USA nehmen zu, viele Exporteure versuchen Umwege über Drittstaaten – was Trump wiederum kritisiert und mit Gegenmaßnahmen belegt. Die globale Lieferkette wird damit zum geopolitischen Instrument. Auch politische Institutionen geraten unter Druck: Die WTO, die G7 und die OECD stehen vor Bewährungsproben. Zölle werden nicht mehr nur als Wirtschaftsinstrument verstanden, sondern als strategisches Machtmittel auf internationaler Ebene. Mehr zu diesem Thema hier.

Handelsstrukturen im Wandel

Neben kurzfristigen Wachstumsverlusten und höherer Inflation drohen langfristige Wohlstandsverluste. Mit den Zöllen verändern sich nicht nur Preise – sondern auch Handelsstrukturen, Lieferketten und Investitionsflüsse. Unternehmen passen sich an: Sie investieren dort, wo das politische Risiko geringer erscheint. Emerging Markets gewinnen in diesem Kontext an Bedeutung – nicht trotz, sondern wegen ihrer relativen Flexibilität.

Fazit 1: Der Markt kennt Trumps Spiel

Der Aktienmarkt hasst Überraschungen. Das Risiko, dass das Zollthema noch eine (negative) Überraschung bringt, reduziert sich im Zeitablauf. Einerseits hat Trump kein Interesse an einer Eskalation, andererseits hat sich der Kapitalmarkt an das „vor – Pause – zurück – Pause – wieder vor“-Spiel gewöhnt.

Fazit 2: Zwei Risiken auf einmal

Die Risiken dieser Zollpolitik sind zweidimensional: Erstens drohen spürbare Wachstumsverluste, nicht nur in Europa. Zweitens entwickelt sich die Zollpolitik zu einem geopolitischen Risiko. Die Verknüpfung mit außenpolitischen Interessen – etwa gegenüber Russland – birgt Eskalationspotenzial mit schwer abschätzbaren Folgen.

Fazit 3: Selektive Einigungen – selektive Chancen

Die gute Nachricht: Trump hat mit einzelnen Staaten bereits Einigungen erzielt – zuletzt mit Vietnam (20 % Zoll) und Indonesien (19 % Zoll). Das schafft zumindest Planungssicherheit für diese Märkte. Für Investoren kann das gezielte Chancen eröffnen – sofern diese Länder wirtschaftlich stark genug sind, solche Zollbelastungen aufzufangen.

Fazit 4: Strategische Klarheit statt hektischer Reaktion

Politische Risiken lassen sich nicht vermeiden – aber professionell einordnen. Entscheidend sind jetzt robuste Strategien mit globaler Ausrichtung und langfristigem Zeithorizont. Neben breit gestreuten ETF-Strategien können auch Gold, Rohstoffe oder Kryptowährungen zur Diversifikation beitragen – eingebettet in ein stabiles Anlagekonzept. Vorsicht gilt weiterhin bei langlaufenden Staatsanleihen, die durch expansive Fiskalpolitik und steigende Inflation zusätzlich unter Druck geraten könnten.

Wie schätzen Sie die Lage ein? Steuern wir auf einen längerfristigen Handelskrieg zu – oder ist alles nur politische Taktik mit begrenzter Wirkung?

 

 

Vennemann HiRes 5624

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