Hump of the week: Trump mit Gegenwind – Kippt das Momentum?

Trump mit Gegenwind – Kippt das Momentum für die USA?

Wöchentlicher Marktkommentar: Trump mit Gegenwind – Kippt das Momentum?

Autor: Carsten Vennemann, CFA, Geschäftsführer alpha beta asset management GmbH

US-Konjunktur und Aktienmarkt: Alles bestens?

Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass in den USA derzeit alles rund läuft. Die US-Wirtschaft wächst robust, die Schätzung der Atlanta Fed geht für das dritte Quartal von einem Wachstum von etwa 2,5 % aus. Neue Arbeitsplätze entstehen weiterhin, und der S&P 500 Index notierte zuletzt gerade einmal rund 1 % unter seinem Allzeithoch. Also alles in Ordnung, oder?

Doch bei genauerem Hinsehen zeigen sich inzwischen immer mehr Probleme. Es stellt sich die Frage, ob Präsident Donald Trump bereits den Zenit seines wirtschaftspolitischen Erfolges überschritten hat – und ob sich nun zunehmend die Kehrseite seiner konfrontativen Handelspolitik zeigt.

Schwächere Wirtschaftsdaten sorgen für Unruhe

Tatsächlich deuten jüngste Daten auf erste Risse hin. Der Einkaufsmanager-Index für Dienstleistungen (ISM) fiel zuletzt überraschend schwach aus, er lag bei nur noch 50,1 Punkten und damit kaum über der wichtigen Grenze zur Kontraktion. Noch auffälliger war der jüngste Arbeitsmarktbericht vom vergangenen Freitag, der lediglich 73.000 neu geschaffene Stellen auswies. Zusätzlich wurden die Zahlen der beiden Vormonate um insgesamt 258.000 Stellen nach unten revidiert. Präsident Trump reagierte prompt auf diese enttäuschenden Statistiken und entließ kurzerhand die Chefin des Bureau of Labor Statistics.

Außenpolitischer Gegenwind: Putin, Indien und die EU

Auch außenpolitisch erlebt Trump zunehmend Widerstand. Russlands Präsident Wladimir Putin scheint Trumps Ultimatum bezüglich des Ukraine-Konflikts schlichtweg zu ignorieren. Ebenso weigert sich Indien, dem Druck aus Washington nachzugeben und hält weiter an seinen Öl- und Gasimporten aus Russland fest – jüngst unterzeichnete Indien sogar ein Handelsabkommen mit Großbritannien, eine deutliche Reaktion auf die von Trump geforderte politische Loyalität.

Die Vereinbarungen mit der Europäischen Union, die Trump jüngst als “Geschenk” feierte, wirken auf den zweiten Blick weniger solide als behauptet. Die geforderten EU-Investitionen in Höhe von 600 Mrd. USD sind weder ratifiziert noch praktisch leicht umsetzbar. Die EU spielt hier strategisch auf Zeit – denn tatsächlich besteht in Europa keinerlei Interesse an einem ausgewachsenen Zollkrieg mit den USA.

Innenpolitische Herausforderungen und Fed-Besetzung

Zusätzlich wächst der innenpolitische Druck auf Trump, unter anderem durch die anhaltende Epstein-Affäre. Auch sein Wunschkandidat für den Posten des Fed-Vorsitzenden, Scott Bessent, hat das Angebot inzwischen abgelehnt. Trump kündigte zwar an, bis Weihnachten einen neuen Kandidaten zu präsentieren, doch angesichts der komplexen Besetzung des zwölfköpfigen FOMC-Gremiums dürfte eine Neuausrichtung eine zeitintensive Herausforderung werden.

Fazit 1: Zölle führen zu langfristiger Isolation

Ich bleibe bei meiner Einschätzung: Die Einführung von Zöllen belastet langfristig den Welthandel. Kurzfristig mag dies Handelsbilanz und Einnahmen verbessern, doch mittel- bis langfristig betreiben die USA unter Trump eine Isolation, von der andere Märkte profitieren. Handelspartner suchen sich zunehmend neue, zuverlässigere Wege – denn wer möchte schon mit einem unberechenbaren Partner Handel treiben?

Fazit 2: Trumps Politik schafft neue Allianzen

Trumps Konfrontationskurs führt unbeabsichtigt dazu, dass neue wirtschaftliche und politische Allianzen entstehen. Insbesondere die BRICS-Staaten fühlen sich durch den US-Kurs gestärkt. Indien etwa denkt nicht daran, sich von den USA seine Handelspartner vorschreiben zu lassen. Bei kleineren Ländern könnte diese Strategie noch wirken, doch im Verhältnis zu China scheint Trumps Drohung mit Strafzöllen eher widersprüchlich. Immerhin bezeichnet Trump eine Einigung mit China als kurz bevorstehend – dabei müsste China als enger Russland-Handelspartner längst selbst mit drastischen Zöllen konfrontiert sein.

Fazit 3: Geopolitische Drohungen sind kein Geschäftsmodell

Trumps geopolitische Drohgebärden mögen kurzfristig Effekte erzielen, sind aber langfristig nicht tragfähig. Das einzige Szenario, in dem Trump dauerhaft dominieren könnte, wäre, sicherzustellen, dass andere Regionen in technologischer Hinsicht dauerhaft hinter den USA bleiben. Doch wie realistisch ist ein solches Szenario in einer zunehmend multipolaren Welt?

Fazit 4: Kapitalmärkte bleiben robust, Auswahl entscheidend

Die Kapitalmärkte, insbesondere US-Großkonzerne, profitieren derzeit von einer stabilen Umgebung. Die Wall Street zeigt sich mit Trumps Politik durchaus zufrieden, vor allem aufgrund der Hoffnung auf eine anhaltend lockere Geldpolitik. Trump, bekannter Unterstützer von Krypto-Regulierungen, schafft positive Rahmenbedingungen für den Kryptosektor. In beiden Bereichen – Aktien und Krypto – bleiben die Ampeln zunächst auf grün. Allerdings wird die Auswahl der US-Anlagesegmente zunehmend bedeutend: Small Caps, langlaufende US-Staatsanleihen oder die US-Währung dürften eher zu den Verlierern dieser Politik zählen.

Wie bewerten Sie die Lage?

Sind dies nur temporäre Rückschläge – oder manifestieren sich bereits nachhaltige Risse in Donald Trumps politischem und wirtschaftlichem Führungsanspruch?

 

Vennemann HiRes 5624

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