Krypto-Wochenbericht | Marktanalyse vom 13.12.2025

KRYPTO – Meine Sicht (Autor: Markus van de Weyer, Gründer und Geschäftsführer alpha beta asset management gmbh)

Krypto Wochenanalyse: Bitcoin, Ethereum und Markttrends

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Werfen wir in der Marktanalyse zuerst einen Blick auf die Zu- und Abflüsse dieser Handelswoche in den Bitcoin und Ethereum ETF:

Die Bitcoin ETF erlebten in dieser Woche einen wenig spektakulären Handel. Drei Tagen mit Zuflüssen standen zwei Tage mit Abflüssen gegenüber, alle Tage ohne massive Bewegungen. In Summe flossen insgesamt 286,6 Mio. USD in die ETF, nach 87,7 Mio. USD Abfluss in der Vorwoche. Die starke Preiskorrektur im Oktober und November, begleitet von massiven Abflüssen innerhalb von vier Wochen, und die anschließende Bodenbildung vergleicht sich recht ähnlich mit der Korrektur im Frühjahr, als es fünf Wochen mit Abflüssen in Folge waren.

Das gleiche Muster sehen wir bei den Ethereum ETF, auch hier ein Verhältnis von Zu- zu Abflüssen mit 3:2. In der Summe ergibt sich ein Zufluss von  209,1 Mio. USD, nach einem Abfluss von 65,4 Mio. USD in der Vorwoche.

Die neuen Solana ETF erfreuen sich weiterhin großer Beliebtheit. In Summe ergibt sich eine weitere positive Woche, ausschließlich mit Zuflüssen, mit einer Summe von 36,2 Mio. USD. Die Zuflüsse seit dem Handelsstart summieren sich auf fast 700 Mio. USD – die sich mit gewisser Wahrscheinlichkeit zum Teil auch aus Verkäufen aus Bitcoin oder Ethereum ETF speisen.

Wie bewegte sich der Kryptomarkt in den letzten Handelstagen?

Warum der Markt derzeit mehr Fundament als Euphorie zeigt

Nach der starken Korrektur im Oktober und November befindet sich der Kryptomarkt inzwischen in einer Phase, die man am treffendsten als arbeitende Bodenbildung beschreiben kann. Die Bewegungen der letzten zwei Wochen lassen sich weder als bloße technische Gegenreaktion noch als Beginn eines neuen Hypes einordnen. Vielmehr zeigt sich ein Markt, der dabei ist, Vertrauen zurückzugewinnen – langsam, ohne Übermut, aber mit zunehmender Stabilität.

Der Tiefpunkt der Bewegung lag vor rund drei Wochen, als Bitcoin im europäischen Handel kurzzeitig knapp über 80.000 US-Dollar notierte. Dieses Niveau erwies sich als entscheidend. Seitdem hat der Markt nicht nur nach oben reagiert, sondern vor allem eines getan: Er hat aufgehört, neue Tiefs zu machen. Das ist in Korrekturphasen oft wichtiger als jede schnelle Rally. Denn Bodenbildung ist kein punktuelles Ereignis, sondern ein Prozess, in dem Angebot und Nachfrage wieder in ein funktionierendes Gleichgewicht kommen.

Preisverhalten statt Schlagzeilen

Betrachtet man die Entwicklung seit diesem Tiefpunkt, zeigt sich ein konstruktives Muster. Bitcoin konnte sich zügig in den Bereich oberhalb von 90.000 US-Dollar zurückarbeiten und erreichte in dieser Woche zeitweise Kurse knapp über 94.000 US-Dollar. Der anschließende Rücksetzer unter die 90.000-Marke wirkt weniger wie ein Scheitern, sondern eher wie ein typischer Konsolidierungsschritt innerhalb einer neu entstehenden Range.

Wichtig ist dabei nicht die exakte Marke, sondern die Art der Bewegung: Die Aufwärtsimpulse waren koordiniert, die Rücksetzer geordnet. Es gab keine panischen Verkaufswellen, keine erkennbaren Stressreaktionen im Markt, keine Beschleunigung nach unten. Genau das unterscheidet eine Bodenbildungsphase von einem instabilen Marktumfeld.

Ethereum fügt sich in dieses Bild ein. Auch hier sehen wir seit dem Tief eine Stabilisierung mit geringerer Volatilität als in der Abwärtsphase. ETH verhält sich derzeit wie ein „Stabilisator“ im Markt: weniger spektakulär als Bitcoin, aber mit einer auffälligen Widerstandsfähigkeit. In früheren Marktphasen war genau dieses Verhalten oft ein frühes Zeichen dafür, dass institutionelle Akteure wieder beginnen, differenziert zwischen den großen Protokollen zu allokieren.

Sowohl Bitcoin als auch Ethereum zeigen kleine Gewinne seit letzter Woche – nicht spektakulär, aber solide. Bitcoin konsolidiert in einer Range, in der unterhalb von 90.000 USD schnell Käufer auftreten, und oberhalb von 93.000 USD wieder verkauft wird. Bei Ethereum sehen wir ähnliche Muster, innerhalb eines Bandes von 3.000 USD bis hin zu 3.400 USD.

Der Markt verarbeitet – er flüchtet nicht

Ein zentraler Unterschied zur Situation vor vier bis sechs Wochen ist die Verarbeitungsgeschwindigkeit negativer Nachrichten. Während im Oktober und frühen November selbst kleinere Unsicherheiten zu überproportionalen Kursreaktionen geführt hatten, scheinen schlechte Nachrichten inzwischen weitgehend eingepreist. Der Markt reagiert noch, aber nicht mehr reflexartig.

Das spricht dafür, dass ein großer Teil der kurzfristig orientierten Verkäufer bereits aus dem Markt gedrängt wurde. Übrig bleibt ein Investorenkreis, der entweder langfristiger denkt oder zumindest nicht gezwungen ist, unter Druck zu liquidieren. Diese Verschiebung der Marktteilnehmer ist ein klassisches Element von Bodenbildungsprozessen.

Politische Signale werden wieder konstruktiver gelesen

Hinzu kommt ein veränderter Ton aus der Politik und von den Aufsichtsbehörden. Besonders auffällig waren in dieser Woche Äußerungen des neuen SEC-Chefs, der sich öffentlich zur Tokenisierung traditioneller Vermögenswerte geäußert hat. Der Tenor war dabei nicht konfrontativ, sondern gestaltend: Tokenisierung wird nicht als Bedrohung, sondern als Innovationsfeld verstanden, das in geordnete regulatorische Bahnen gelenkt werden soll.

Solche Aussagen wären vor ein oder zwei Jahren kaum denkbar gewesen. Für den Markt sind sie deshalb nicht als unmittelbarer Kurstreiber relevant, sondern als Stimmungsanker. Sie reduzieren die regulatorische Unsicherheit, die in der Vergangenheit oft wie ein Damoklesschwert über dem Markt hing. Ein Markt, der weniger politische Gegenwehr erwartet, ist eher bereit, wieder Risiko einzugehen – auch wenn er das zunächst vorsichtig tut.

Warum das Umfeld aktuell trägt

Die aktuelle Phase ist damit weniger durch Euphorie gekennzeichnet, sondern durch eine Rückkehr zu Funktionalität. Käufer treten wieder auf, ohne den Markt nach oben zu treiben. Verkäufer finden Abnehmer, ohne die Kurse einbrechen zu lassen. Dieses Gleichgewicht ist die Grundlage für jede nachhaltige Aufwärtsbewegung – auch wenn es Wochen oder Monate dauern kann, bis daraus ein klarer Trend entsteht.

Wichtig ist auch, was nicht passiert: Es gibt keine Anzeichen für systemischen Stress, keine Liquiditätskaskaden, keine strukturellen Brüche. Der Markt wirkt nicht fragil, sondern kontrolliert. Genau das unterscheidet eine normale Konsolidierung von einer Vorstufe zu weiteren starken Abgaben.

Ein vorsichtiger, aber belastbarer Ausblick

In Summe lässt sich argumentieren: Der Kryptomarkt hat den scharfen Teil der Korrektur hinter sich gelassen und befindet sich nun in einer Phase, in der Vertrauen schrittweise zurückkehrt. Nicht durch große Versprechen, sondern durch ruhiges Preisverhalten, konstruktive politische Signale und eine Marktstruktur, die wieder funktioniert.

Das bedeutet nicht, dass der Weg nach oben frei ist oder dass neue Höchststände unmittelbar bevorstehen. Es bedeutet aber, dass das Fundament für den nächsten größeren Schritt gelegt wird – unabhängig davon, ob dieser Schritt in Tagen, Wochen oder erst in Monaten erfolgt.

Der Blick auf die Makrodaten, Politik und Unternehmen

Fed im Fokus: seltene Dissense, ein politischer Schatten bis Mai 2026 und ein Europa, das sich selbst kleinrechnet

Diese Woche war eine, in der Märkte weniger von einzelnen Datenpunkten als von einem Gefühl geprägt wurden: Orientierungslosigkeit. In den USA hat die Fed zwar geliefert, was erwartet wurde – und dennoch eine neue Unsicherheit erzeugt. In Europa verdichtet sich das Bild einer Konjunktur, die zwar nicht kollabiert, aber auch nicht einen neuen Aufschwung findet. Und in Asien bleibt der Blick auf China und die Tech-Branche ein permanenter Nervositätsfaktor. Über allem steht ein neues Leitmotiv: Nicht die Richtung ist das Problem, sondern die fehlende Einigkeit über die Richtung.

Die Fed-Sitzung: Entscheidung gefällt – aber der Dissens spricht lauter als der Zinsschritt

Die FOMC-Sitzung war das dominante Ereignis der Woche, nicht wegen der reinen Entscheidung, sondern wegen des Dissenses, der inzwischen fast schon zum Charakterzug dieser Fed geworden ist. Die Fed-Beobachter halten fest, dass die jüngste Entscheidung nicht nur umstritten war, sondern dass die Spaltung im Komitee nun schon seit Monaten anhält – und in dieser Form historisch selten ist.

Warum ist das wichtig? Weil Dissens im FOMC zwar grundsätzlich vorkommt, aber normalerweise punktuell: ein einzelnes Mitglied, das „hawkisher“ oder „dovisher“ votiert als die Mehrheit. Das, was wir seit Monaten sehen, ist anders. Reuters weist in einer aktuellen Einordnung darauf hin, dass es bereits in diesem Jahr mehr Dissens als in jeder Phase der letzten drei Jahrzehnte gegeben habe – und dass Abstimmungen, in denen Dissenter sowohl „zu locker“ als auch „zu restriktiv“ argumentieren, extrem selten sind.

Die praktische Konsequenz für Märkte ist nicht akademisch: Wenn ein Notenbankgremium sichtbar uneinig ist, wird die Zukunft weniger berechenbar. Die Forward Guidance verliert an Kraft, weil sich Investoren nicht mehr sicher sind, ob die Mehrheit in sechs Wochen noch dieselbe Mehrheit ist – oder ob die Balance kippt. Genau das hat man nach der Sitzung gespürt: Nicht die Zinsentscheidung selbst war der Stressfaktor, sondern die Wahrnehmung, dass die Fed intern ringt.

Warum der Dissens gerade jetzt so brisant ist: Der Schatten von Mai 2026

Zu dieser geldpolitischen Uneinigkeit kommt ein politischer Faktor, der die Kommunikation der Fed zusätzlich belastet: Jerome Powells Amtszeit als Fed-Chair endet am 15. Mai 2026.

Das ist mehr als ein Kalenderdatum. Es verändert die Statik des Systems. Je näher ein Führungswechsel rückt, desto stärker beginnt der Markt, sich nicht mehr nur auf die Aussagen des amtierenden Chairs zu konzentrieren, sondern auf die erwartete Ausrichtung des Nachfolgers – selbst wenn dieser offiziell noch gar nicht feststeht. Die Frage nach der Nachfolge „wirft ihren Schatten“ auf die Sitzung, weil unklar ist, wie stark ein möglicher Trump-Kandidat die Fed künftig in Richtung schnellerer Zinssenkungen drängen könnte – und wie sehr sich das Komitee dagegen stemmt.

Relevanter als die Personaldebatte ist, was sie mit der Autorität der Fed macht: In Phasen politischer Unsicherheit entstehen schnell „Schatten-Narrative“ – etwa die Idee eines früh benannten Nachfolgers, der Powell bereits vor dem formalen Wechsel schwächt. Solche Gedankenspiele sind nicht neu, aber sie gewinnen an Bedeutung, wenn das Komitee gleichzeitig uneinig erscheint.

Kurz gesagt: Die Fed wirkt in diesen Monaten wie ein Gremium, das versucht, geldpolitische Normalität auszustrahlen – während die Märkte bereits auf die nächste Führungsära schielen.

USA: Datenlage gemischt, aber der Arbeitsmarkt sendet wieder ein Störsignal

Auf der Datenseite gab es diese Woche ein Signal, das Märkte nicht ignorieren: Die US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sind um 44.000 auf 236.000 gestiegen – ein weiteres Indiz für einen schwächeren Arbeitsmarkt. Reuters betont zwar den starken Einfluss saisonaler Effekte, doch die Zahl passt in ein Gesamtbild eines Arbeitsmarkts, der zwar nicht kollabiert, aber an Dynamik verliert.

Diese Daten sind in doppelter Hinsicht unangenehm:

Erstens erschweren sie eine klare Fed-Story. Eine Fed, die intern uneinig ist, braucht eigentlich eindeutige Makrodaten. Stattdessen bekommt sie „Noise“ – und Märkte bekommen Interpretationsspielraum. Zweitens erhöht genau diese Mischung die Volatilität: Risk Assets reagieren stärker, weil sie jede neue Information als potenziellen „Policy Trigger“ lesen müssen.

Zusätzlich ist die Liquiditätsfrage im US-System weiterhin präsent. Der Financial Times zufolge ist das Thema Liquidität und „Plumbing“ längst wieder in der Diskussion – nicht als Krise, aber als fragiles Gleichgewicht, das bei Stressereignissen schnell kippen kann.

Asien: Vorsichtiger Optimismus – aber Tech und der Immobilienmarkt bleiben als wacklige Pfeiler

In Asien zeigte sich zum Wochenschluss ein vorsichtig positives Bild, allerdings nicht aus Stärke, sondern aus einem „relief“-artigen Durchatmen. Reuters berichtet, dass asiatische Aktien leicht zulegten, während die Tech-Welt gleichzeitig nervös blieb – ausgelöst durch einen starken Kurssturz bei Oracle nach schwachem Ausblick und steigenden Investitionen in Rechenzentren. Der Markt interpretiert solche Meldungen als Fragezeichen hinter der Profitabilität des KI-Superzyklus: Nicht ob KI wächst, sondern ob die Margen langfristig halten.

China selbst bleibt in einem merkwürdigen Zwischenzustand. Nach der Fed-Entscheidung rutschten chinesische Indizes wieder ins Minus, weil die Fed-Signale nicht als „grünes Licht“ für aggressive Lockerung interpretiert wurden, sondern als vorsichtige Haltung angesichts weiterhin erhöhter Inflation.

Das ist wichtig für globale Märkte, weil China derzeit eher ein Sentiment-Verstärker ist: Wenn China nicht klar zieht, bleibt der globale Risikoappetit anfällig. Und wenn KI-Aktien gleichzeitig volatil sind, fehlen genau die beiden Stabilitätsanker, die in 2025 oft die Risk-On-Bewegungen getragen haben.

Europa und insbesondere Deutschland: Prognosen werden gekürzt – und das ist mehr als ein Zahlenspiel

Europa blickt diese Woche vor allem nach Deutschland – und der Ausblick ist ernüchternd. Drei große deutsche Institute (ifo, IfW Kiel, RWI) sehen Deutschland weiterhin in einer Phase mageren Wachstums und haben die Prognosen teils deutlich nach unten genommen. Besonders belastend seien strukturelle Anpassungsschwächen (Bürokratie, Infrastruktur, langsame Modernisierung) – und der Außenhandel, der durch US-Zölle und Unsicherheit leidet.

Ein negatives Detail: Reuters zufolge könnten US-Zölle das deutsche Wachstum 2026 um bis zu 0,6 Prozentpunkte reduzieren. Das erklärt, warum Institute für 2026 spürbar zurückhaltender werden. Es ist kein klassischer Zyklusabschwung, den man „aussitzen“ kann, sondern ein struktureller Wettbewerbsdruck, der sich wie Sand im Getriebe anfühlt.

Hinzu kommt: Die Institute sehen zwar staatliche Investitionsprogramme (u. a. ein großer Infrastruktur- und Klimafonds) als potenziellen Hebel – kritisieren aber, dass die Umsetzung langsam vorankommt. Das Ergebnis ist ein Europa, das im Vergleich zu den USA und Teilen Asiens weniger dynamisch wirkt und dessen Industrie weiter schwächelt.

Einordnung: Warum Märkte diese Woche „nervös“ bleiben mussten

Wenn man diese Woche in einem Satz zusammenfasst, dann so:

Die Fed ist uneinig, die Daten sind uneindeutig, und Europa bleibt weiter schwach.

Der Dissens im FOMC ist dabei das psychologische Zentrum. Er erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Märkte in den nächsten Monaten stärker auf jede Nuance reagieren – weil die Geldpolitik weniger als „funktionierende Maschine“ wahrgenommen wird und mehr als politische, personelle und institutionelle Verhandlung. Reuters und FT diskutierenen zudem, dass selbst administrative Vorgänge wie die frühzeitige Wiederbestellung regionaler Fed-Präsidenten inzwischen als Schutzmaßnahme gegen politischen Druck interpretiert werden.

Und genau dieser Kontext ist entscheidend: Wenn die Fed-Kommunikation „unklarer“ wird und die Liquiditätsfrage im Bankensystem wieder diskutiert wird, reagieren Risikoassets – Aktien ebenso wie Krypto – besonders empfindlich, vor allem in US-Handelszeiten.

Welche Projekte und Nachrichten stehen gerade im Fokus?

Trotz der großen Marktbewegungen in den letzten Wochen und Monaten, die durch die Geopolitik als auch die Zollverhandlungen ausgelöst wurden, gibt es in jeder Woche zusehends mehr Nachrichten mit großer Tragweite für den Kryptomarkt. Die Adaption der Technologie schreitet weiter voran, regulatorisch mehr und mehr unterstützt, da das Potential auch politisch weiter in den Fokus rückt. „Krypto ist gekommen, um zu bleiben“, und wird Tag für Tag sichtbarer in unserer Welt.

Warum diese Woche weniger Spektakel, aber mehr Substanz geliefert hat

Auf den ersten Blick war diese Woche im Kryptomarkt unspektakulär. Keine neuen Allzeithochs, keine spektakulären Kursstürze, kein neues Meme-Narrativ. Wer sich jedoch die Mühe gemacht hat, hinter die Kursbewegungen zu schauen, konnte erkennen, dass sich im Hintergrund mehrere Entwicklungen verdichtet haben, die für die langfristige Struktur des Marktes erheblich wichtiger sind als jede kurzfristige Volatilität.

Fünf Ereignisse stechen dabei heraus. Sie eint ein gemeinsames Motiv: Krypto bewegt sich weiter weg vom Experimentierfeld und hinein in den Maschinenraum des globalen Finanzsystems. Das bedeutet mehr Akzeptanz, aber auch mehr Regulierung, mehr Verantwortung und weniger Toleranz für Intransparenz oder operative Schwächen.

J.P. Morgan bringt Commercial Paper auf Solana – ein TradFi-Schritt, der die Spielregeln verschiebt

Die wohl wichtigste strukturelle Nachricht der Woche kam aus dem traditionellen Finanzsystem. J.P. Morgan arrangierte für Galaxy Digital eine Emission von Commercial Paper im Volumen von 50 Millionen US-Dollar, die vollständig auf der Solana-Blockchain abgewickelt wurde. Käufer der Papiere waren laut Berichten Coinbase und Franklin Templeton, zwei Institutionen, die für professionelles Asset Management und regulatorische Sorgfalt stehen. Die Abwicklung erfolgte über USDC, also einen regulierungsnahen Stablecoin.

Was diese Meldung so relevant macht, ist nicht die Summe – 50 Millionen US-Dollar sind im Geldmarkt überschaubar –, sondern die Art des Instruments. Commercial Paper sind kurzfristige, hochliquide Schuldtitel, die üblicherweise von Unternehmen zur täglichen Liquiditätssteuerung eingesetzt werden. Genau dieser Markt ist extrem sensibel gegenüber Risiken, Ausfallwahrscheinlichkeiten und operativen Unsicherheiten. Dass ein globales Finanzhaus wie J.P. Morgan bereit ist, solche Instrumente über eine öffentliche Blockchain abzuwickeln, ist ein klares Zeichen dafür, dass die Diskussion um „On-Chain-Finance“ eine neue Phase erreicht hat.

Bislang wurden Blockchain-Piloten im institutionellen Bereich häufig als Experimente abgetan. Diese Transaktion wirkt anders. Sie ist nicht als Proof of Concept angelegt, sondern als Blaupause für weitere Emissionen. J.P. Morgan selbst spricht davon, diese Struktur künftig auf weitere Emittenten und Investoren auszuweiten. Damit wird deutlich: Öffentliche Blockchains konkurrieren nicht mehr nur mit internen DLT-Lösungen, sondern werden als ernsthafte Alternative für Settlement- und Abwicklungsprozesse betrachtet.

Für den Kryptomarkt bedeutet das eine Verschiebung der Narrative. Es geht weniger um „Krypto vsersus Banken“ und mehr um die Frage, welche Blockchain-Infrastruktur sich als effizientester Settlement-Layer etabliert. Dass Solana in diesem Fall gewählt wurde, dürfte die Diskussion um Skalierbarkeit, Kosten und Performance weiter anheizen.

Der Terra-Fall findet seinen juristischen Abschluss – ein Menetekel für Stablecoins und Markttransparenz

Parallel dazu wurde ein Kapitel abgeschlossen, das den Kryptomarkt bis heute prägt. Der Gründer von Terraform Labs, Do Kwon, wurde in den USA zu einer langjährigen Haftstrafe (15 Jahre Haft) verurteilt. Der TerraUSD/LUNA-Kollaps aus dem Jahr 2022 hatte damals einen Marktwert von rund 40 Milliarden US-Dollar vernichtet und eine Kettenreaktion ausgelöst, die letztlich bis zum Zusammenbruch von FTX reichte.

Die Bedeutung dieses Urteils geht weit über den Einzelfall hinaus. Die US-Justiz stellte klar, dass der Zusammenbruch von Terra nicht als „Fehlkonstruktion mit Pech“ betrachtet wird, sondern als bewusste Irreführung von Investoren. Für den Markt ist das ein wichtiges Signal: Die Zeit, in der komplexe Stablecoin-Konstruktionen ohne vollständige Offenlegung und Risikotransparenz toleriert wurden, ist vorbei.

Gerade in einer Phase, in der Stablecoins eine immer zentralere Rolle im Handel, in der Kreditvergabe und im Settlement spielen, ist diese Klarstellung entscheidend. Sie erhöht den Druck auf Emittenten, ihre Reserven, Risikomodelle und Governance-Strukturen offen zu legen. Gleichzeitig stärkt sie Projekte, die von Anfang an auf Transparenz und regulatorische Anschlussfähigkeit gesetzt haben.

Langfristig könnte dieses Urteil dazu beitragen, die Qualität des Stablecoin-Marktes zu verbessern – allerdings um den Preis geringerer Toleranz für Experimente.

Twenty One Capital geht an die NYSE – das Bitcoin-Treasury-Narrativ wird anspruchsvoller

Ein weiteres wichtiges Signal kam vom Kapitalmarkt. Twenty One Capital, ein neues börsennotiertes Unternehmen rund um Jack Mallers, startete unter dem Ticker XXI an der New Yorker Börse. Das Unternehmen positioniert sich klar als Bitcoin-Treasury-Vehikel. Laut offiziellen Angaben hält Twenty One Capital über 43.500 Bitcoin in seiner Bilanz. Die Eigentümerstruktur ist bemerkenswert: Tether und Bitfinex sind Mehrheitsgesellschafter, SoftBank tritt als signifikanter Minderheitsinvestor auf.

Damit wird das bekannte Modell, Bitcoin als strategisches Bilanz-Asset zu nutzen, weiter institutionalisiert. Zugleich zeigt der Markt, dass er dieses Modell inzwischen differenzierter bewertet. Während frühe Beispiele wie MicroStrategy (heute Strategy) nahezu ungeprüft gefeiert wurden, reagierten Investoren auf den Börsenstart von Twenty One Capital deutlich nüchterner.

Das ist kein negatives Signal, sondern ein Zeichen von Reife. Der Markt beginnt zu unterscheiden zwischen Unternehmen, die Bitcoin lediglich halten, und solchen, die darüber hinaus ein überzeugendes Geschäftsmodell, Governance-Strukturen und Kapitalmarktfähigkeit vorweisen. Für zukünftige Bitcoin-Treasury-Vehikel bedeutet das: Die Messlatte liegt höher.

Europol zerschlägt kriminelles Krypto-Betrugsnetzwerk – über EUR 700 Millionen gewaschen

In einer der bislang größten koordinierten Strafverfolgungsaktionen Europas ist es Ermittlern gelungen, ein ausgedehntes internationales Betrugs- und Geldwäschenetzwerk zu zerschlagen, das über manipulierte Kryptowährungsplattformen und raffinierte Online-Strukturen schätzungsweise mehr als 700 Millionen Euro an illegalen Geldern durch digitale Assets gewaschen hat. Die Operation stellt das Ergebnis von mehrjährigen Ermittlungen dar und zeigt die zunehmende Verflechtung von klassischem Cybercrime und Krypto-Technologien.

Was zunächst als einzelne Untersuchung gegen eine betrügerische Kryptowährungsplattform begann, entpuppte sich im Verlauf der Ermittlungen als komplexes Netzwerk mit zahlreichen betrügerischen Investmentseiten, Callcentern und Vermittlerstrukturen. Die Täter hatten tausende Anleger mit clever inszenierten Versprechen hoher Renditen in digitale „Investmentmöglichkeiten“ gelockt, um sie anschließend wiederholt zu Zahlungen zu drängen. Über Social-Engineering-Methoden und aggressive Verkaufstaktiken wurden die Geschädigten systematisch dazu gebracht, weitere Kryptowährungen zu transferieren – die dann sofort entwendet und über ein vielschichtiges System verschleiert wurden.

Die kriminellen Akteure nutzten dabei nicht nur die Blockchain selbst, sondern auch eine Kombination aus traditionellen Betrugsmechanismen und digitale Infrastruktur: Gefälschte Plattformen, manipulierte Werbung, sog. „Clone Sites“ – Kopien bekannter und vertrauenswürdiger Webseiten –, sowie Affiliate-Netzwerke trugen dazu bei, die globale Betrugsstruktur zu etablieren und zu verschleiern.

Koordinierte Maßnahmen in mehreren Phasen

Die strafrechtliche Zerschlagung erfolgte in zwei klar abgegrenzten Phasen. Am 27. Oktober 2025 führten Strafverfolgungsbehörden aus mehreren Ländern koordinierte Razzien in Zypern, Deutschland und Spanien durch – auf Ersuchen der Justizbehörden aus Frankreich und Belgien. Bei diesen Maßnahmen wurden neun Personen festgenommen, die im Verdacht stehen, Gelder aus betrügerischen Kryptowährungsplattformen gewaschen zu haben. In dieser ersten Phase beschlagnahmten Ermittler unter anderem 800.000 Euro auf Bankkonten, rund 415.000 Euro in Kryptowährungen, etwa 300.000 Euro Bargeld, digitale Geräte sowie hochwertige Uhren.

Die zweite Phase der Operation fand am 25. und 26. November 2025 statt und richtete sich gezielt gegen eine Affiliate-Marketing-Infrastruktur, die als Drehkreuz für betrügerische Werbung und die Rekrutierung neuer Opfer diente. Dabei wurden Durchsuchungen und operative Maßnahmen in Belgien, Bulgarien, Deutschland und Israel durchgeführt. Ziel dieser Maßnahmen waren insbesondere Unternehmen und Personen, die hinter irreführenden Werbekampagnen auf sozialen Medien standen – darunter zunehmend auch Kampagnen mit manipulierten Videos und gefälschten Identitäten bekannter Persönlichkeiten.

Europol als Koordinator und Analysepartner

Eine zentrale Rolle bei der internationalen Kooperation spielte die Europäische Polizeibehörde Europol, die sowohl operative als auch analytische Unterstützung leistete. Europol koordinierte nicht nur die strategische Ausrichtung der gemeinsamen Ermittlungen, sondern organisierte auch logistische Ressourcen und den Austausch sensibler Daten zwischen den beteiligten nationalen Behörden. Dazu gehörte auch die Bereitstellung von spezialisierten Fallanalysten und Krypto-Experten, die den Ermittlern halfen, die verschleierten Geldflüsse auf Blockchains zu identifizieren und zu verfolgen.

Beteiligte Behörden und nationale Einheiten

An den Ermittlungen waren folgende Behörden maßgeblich beteiligt:

  • Belgien: Federal Judicial Police Limburg

  • Bulgarien: Cybercrime Directorate

  • Deutschland: Bavarian Central Office for the Prosecution of Cybercrime, Polizeidirektionen Chemnitz und Görlitz, Kriminalpolizei Würzburg, Düsseldorfer Polizeipräsidium

  • Zypern: Cyprus Police

  • Frankreich: National Gendarmerie

  • Israel: National Cybercrime Unit

  • Malta: Malta Police

  • Spanien: National Police und Mossos d’Esquadra

  • Darüber hinaus arbeiteten internationale Plattformen wie Eurojust und Programme wie EMPACT eng mit.

Bedeutung für den Kryptosektor

Diese Operation ist nicht nur ein Schlag gegen einen großen Betrugsring, sondern signalisiert auch den steigenden Druck, den staatliche Behörden weltweit auf kriminelle Nutzung von Kryptowährungen ausüben. Dass Ermittler Geldflüsse über mehrere Blockchains und Vermittlungsnetzwerke folgen konnten, unterstreicht eine zunehmende technische Reife in der Strafverfolgung. Gleichzeitig wird deutlich, dass der Kryptosektor kein rechtsfreier Raum ist: Straftaten werden nicht nur identifiziert, sondern auch über Grenzen hinweg verfolgt.

Für institutionelle Anleger, Custodians und Finanzintermediäre ist dies relevant, weil es die Bedeutung von KYC/AML-Standards erneut betont – nicht nur als regulatorische Pflicht, sondern als notwendige Grundlage für Vertrauen und Integrität in Märkten, die zunehmend von großen Finanzinstituten genutzt werden.

Darüber hinaus zeigt die Pressemitteilung (finden Sie hier), dass die Behörden bereit sind, ressourcenintensive, technisch hochkomplexe Ermittlungen zu führen und über Jahre hinweg an einem Fall zu arbeiten, bis er in großem Umfang aufgelöst werden kann. In einem Markt, der noch immer stark von Vertrauen und Netzwerkakzeptanz lebt, ist das ein wichtiges strukturelles Signal: Die staatliche Reaktion auf organisierte Krypto-Kriminalität wird nicht lasch bleiben, sondern ist vielmehr Teil der globalen Ordnung.

StableChain startet mit USDT als Gas – Stablecoins werden zur eigenen Infrastrukturklasse

Die fünfte Nachricht fügt sich nahtlos in dieses Bild ein. Mit StableChain ist eine neue Layer-1-Blockchain live gegangen, die einen radikalen Ansatz verfolgt: USDT dient nicht nur als Zahlungsmittel, sondern auch als Gas-Token. Transaktionsgebühren werden damit direkt in einer Dollar-denominierten Einheit bezahlt.

Dieser Ansatz adressiert eines der größten Probleme vieler Blockchains: die Volatilität der Gebühren. Für Zahlungsverkehr, Settlement und Unternehmensanwendungen ist Planbarkeit entscheidend. Eine Infrastruktur, bei der Kosten nicht von einem volatilen nativen Token abhängen, könnte für bestimmte Anwendungsfälle attraktiver sein als klassische Layer-1-Modelle.

Ob StableChain sich durchsetzt, ist offen. Doch die Richtung ist eindeutig. Stablecoins entwickeln sich von reinen Handels- und Absicherungsinstrumenten zu eigenständigen Infrastrukturelementen. In Kombination mit dem J.P.-Morgan-Commercial-Paper-Deal ergibt sich ein interessantes Spannungsfeld: Während Banken öffentliche Blockchains für ihre Produkte nutzen, bauen Stablecoin-nahe Akteure eigene Blockchains für Settlement und Zahlungsverkehr.

Fazit: Weniger Hype, mehr Fundament

Diese Woche war kein Feuerwerk für Trader. Sie war jedoch eine der Wochen, in denen der Kryptomarkt inhaltlich weitergewachsen ist. Die Nachrichten zeigen, dass sich die Branche zunehmend an den Maßstäben messen lassen muss, die auch für klassische Finanzmärkte gelten: Transparenz, Regulierung, operative Stabilität und institutionelle Anschlussfähigkeit.

Für Investoren ist das eine gute Nachricht – auch wenn sie kurzfristig weniger spektakulär wirkt. Denn Märkte, die Infrastruktur aufbauen, sind langfristig tragfähiger als Märkte, die nur von Erwartungen leben.

Podcast mit dem „Handelsblatt“

Wir folgten einer Einladung und in der aktuellen Folge des Handelsblatt Today Podcasts spricht Host Sandra Groeneveld mit Markus van de Weyer, Geschäftsführer von alpha beta asset management, über die jüngste Korrektur am Kryptomarkt – und was hinter dem deutlichen Rückgang des Bitcoin steckt.

Im Fokus der Folge:

    • Gründe für den Kursrückgang unter 100.000 US-Dollar
    • Rolle von Zwangsliquidationen, Hackerangriffen und Marktstimmung

    • Warum sich institutionelle Nachfrage trotzdem stabil zeigt

    • Was Anleger jetzt beachten sollten

Den aktuellen Podcast finden Sie hier.

Schönen Gruß aus Frankfurt – und ein entspanntes Wochenende! ☀️

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Markus van de Weyer, Gründer und Geschäftsführer alpha beta asset management gmbh

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