Hump of the week: Was passiert in 2026?

Marktausblick 2026: Wie Politik, Geldpolitik, Geopolitik und Liquidität die Kapitalmärkte prägen. Einschätzung zu USA, Europa, Asien und Technologie.

Aktueller Wochenkommentar: „Marktausblick 2026: Politik, Kapitalmärkte und geopolitische Weichenstellungen“ 

Autor: Carsten Vennemann, CFA, Geschäftsführer alpha beta asset management GmbH

Der Blick auf das Jahr 2026 ist weniger von klassischen Bewertungsfragen geprägt als von politischen, geldpolitischen und geopolitischen Faktoren. Viele der zentralen Themen, die die Kapitalmärkte aktuell bewegen, werden uns auch im kommenden Jahr begleiten – mit teils erheblichen Auswirkungen auf Wachstum, Liquidität und Risikoallokation.

Ukraine-Krieg: Skepsis statt Friedenseuphorie

Zuletzt war aus politischen Kreisen zu hören, man sei einem Frieden im Ukraine-Krieg so nah wie nie zuvor. Diese Einschätzung teile ich nicht. Auf russischer Seite ist keine erkennbare Bereitschaft zu substantiellen Kompromissen zu sehen, während die USA nicht bereit sind, sich militärisch stärker zu engagieren. Aus heutiger Sicht spricht wenig dafür, dass der Krieg kurzfristig beendet wird. Für die Kapitalmärkte bedeutet das: geopolitische Unsicherheit bleibt ein struktureller Faktor.

Künstliche Intelligenz und Technologie: Megatrend mit Risiken

Künstliche Intelligenz bleibt ein zentraler Megatrend. Gleichzeitig ist die Frage berechtigt, ob alle derzeitigen Investitionen kurzfristig wirtschaftlich tragfähig sind. Einzelne Unternehmen könnten sich übernehmen. Der jüngste Kursrückgang bei Oracle ist in diesem Zusammenhang als Warnsignal zu verstehen – weniger als systemisches Risiko, sondern als Hinweis auf steigende Erwartungen und Investitionsrisiken. Grundsätzlich bleibe ich jedoch positiv für den Technologiesektor. Der Markt wird weiter an die Chancen von AI glauben und insbesondere die großen, etablierten Akteure unterstützen – auch wenn die Erträge vieler Investitionen erst in einigen Jahren sichtbar werden.

Geldpolitik in den USA: Lockerer Kurs mit politischen Leitplanken

Die US-Notenbank dürfte mit einem neuen, politisch näher an Donald Trump stehenden Fed-Chef einen lockereren geldpolitischen Kurs einschlagen. Gleichwohl entscheidet der Fed-Vorsitzende nicht allein. Institutionelle Strukturen und Glaubwürdigkeit setzen Grenzen. Zinssenkungen sind wahrscheinlich, jedoch nicht in dem Umfang, den Trump sich wünschen dürfte.

Die Inflation bleibt hartnäckig, auch als Folge einer expansiven Geldpolitik. Eine koordinierte Kombination aus Geld- und Fiskalpolitik soll eine Rezession verhindern – ein zentrales Ziel Trumps im Kongresswahljahr 2026. Eine Rezession kann er sich politisch nicht leisten. Ich rechne dennoch mit einem demokratischen Wahlsieg, der dann erst 2027 zu einer neuen politischen Phase in Washington führen würde.

Solange eine US-Rezession ausbleibt, sollte das Gewinnwachstum der Unternehmen stabil bleiben und die Aktienmärkte weiter stützen.

Asien im Fokus: China und Japan mit unterschiedlichen Risiken

China wird voraussichtlich „all-in“ gehen und ein umfangreiches Konjunkturpaket auflegen, um den privaten Konsum zu stärken. Davon dürfte ganz Asien profitieren.

Japan erhält konjunkturellen Rückenwind durch die neue Premierministerin. Gleichzeitig liegen die Risiken in der Geldpolitik. Sollten die Yen-Zinsen weiter steigen, könnten über Carry-Trades Verwerfungen im globalen Finanzsystem entstehen. Dieses Risiko behalte ich sehr genau im Blick.

Europa zwischen Investitionen, Politik und Schuldenlast

Europa investiert – das ist die gute Nachricht. Politisch allerdings hat mir Berlin im laufenden Jahr den letzten Optimismus genommen. Mit Blick auf fünf anstehende Landtagswahlen im Jahr 2026 sehe ich wenig Potenzial für einen schnellen Konjunkturaufschwung, lasse mich aber gerne positiv überraschen.

Ein strukturelles Thema bleibt die Verschuldung. Der Westen steht vor einem massiven Schuldenberg, ohne dass dieses Problem ernsthaft angegangen wird. Für 2026 erwarte ich daher steigende Zinsen am langen Ende und steilere Zinsstrukturkurven. Vor diesem Hintergrund gehe ich nicht davon aus, dass die EZB im kommenden Jahr die Leitzinsen anheben wird.

Deutschland zwischen Infrastruktur, Bürokratie und Alltag

Immerhin: Die Rahmetalbrücke wird fertig, und der Weg zum BVB sowie in die rheinische Heimat wird wieder kürzer.

Weniger erfreulich ist die Entwicklung der Bürokratie. Gabor Steingart wies kürzlich im Pioneer Briefing darauf hin, dass in den vergangenen drei Jahren in Deutschland mehr Menschen eingestellt wurden, um gesetzliche Vorgaben und Verordnungen umzusetzen, als im Jahr 2024 insgesamt bei Volkswagen in Deutschland beschäftigt waren.

Ein sportlicher Ausblick zum Schluss

Und dann ist da noch die Fußball-WM. Auch wenn ich die USA als Austragungsort ähnlich reizvoll finde wie Katar, glaube ich an Nagelsmanns Elf: Wir scheiden unglücklich im Halbfinale durch eine Fehlentscheidung aus und werden am Ende Dritter.

Fazit: Marktausblick 2026

Unterm Strich wird 2026 weniger durch klassische Bewertungskennzahlen bestimmt als durch Politik, Liquidität und die Fähigkeit der US-Wirtschaft, eine Rezession zu vermeiden.

Was denken Sie – wird 2026 ein gutes Jahr für die Märkte?

 

Vennemann HiRes 5624

 

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