Hump of the week: Die Wirtschaft schmiert weiter ab …
Wöchentlicher Marktkommentar: Die Wirtschaft schmiert weiter ab…
Autor: Carsten Vennemann, CFA, Geschäftsführer alpha beta asset management GmbH
Was sagen die Fakten?
„Die Wirtschaft schmiert weiter ab…“ – so lautete gestern eine Schlagzeile in einem morgendlichen Kommentar. Aber wie steht es tatsächlich um unsere Konjunktur?
Deutschland befindet sich nicht erst seit gestern in einer Rezession. Das Statistische Bundesamt hat die Schrumpfung der Wirtschaft für 2023 aufgrund neuer Daten nach unten korrigiert – auf –0,9 %. Ein ernüchternder Befund, wenn man bedenkt, dass von der alten Regierung noch Wachstumsraten wie in den 1950er- und 1960er-Jahren in Aussicht gestellt wurden.
Im zweiten Quartal 2025 ist das Bruttoinlandsprodukt erneut geschrumpft – um 0,1 % gegenüber dem Vorquartal. Die leichte Dynamik aus dem ersten Quartal ist damit verpufft. Belastend wirken weiterhin strukturelle Faktoren: Bürokratie, hohe Energiepreise, digitaler Rückstand und fehlende Investitionen.
Industrieproduktion, Aufträge im Rückwärtsgang sowie Insolvenzen
Die Lage in der deutschen Industrie verschärft sich weiter:
- Die Industrieproduktion fiel im Juni gegenüber Mai um –1,9 %, im Jahresvergleich sogar um –3,6 %.
- Die Auftragseingänge sanken im Vergleich zum Vormonat um –1 %.
- Die Insolvenzen stiegen im Juli gegenüber Juni um rund 20 %.
Das ifo-Institut warnt inzwischen vor einem weiteren Verlust an Wettbewerbsfähigkeit. Hinzu kommt eine Trump-bedingte Euro-Stärke, die den Export zusätzlich belastet. Der ZEW-Konjunkturindex rutschte mit –68,6 Punkten stärker als erwartet ab – 37 % der deutschen Unternehmen berichten von einem zu dünn gefüllten Auftragsbuch.
Stimmungslage verschlechtert sich weiter
Auch die Sentix-Konjunkturdaten für August zeichnen ein trübes Bild: Der Index für Deutschland fällt deutlich ins Negative (–12,8 Punkte zum Vormonat). Sowohl Lage- als auch Erwartungswerte gehen zurück. Besorgniserregend ist danach die steigende Staatsverschuldung – getrieben durch hohe Zinskosten und ein teures Sozialsystem.
Die Arbeitslosenzahl nähert sich trotz weiterhin bestehender Fachkräftelücken der Drei-Millionen-Marke.
Politisches Event-Risiko am Wochenende
Am kommenden Wochenende treffen sich Donald Trump und Wladimir Putin in Alaska, um über die Zukunft Europas zu sprechen – mutmaßlich ohne direkte europäische Beteiligung. Allein dieser Umstand birgt erhebliches politisches und wirtschaftliches Risiko.
Fazit 1: Fehlendes Vertrauen und Umsetzungsstärke
Die bisherigen Zahlen wurden schöngeredet. Ausgabenprogramme anzukündigen reicht nicht. Was es jetzt braucht, sind Vertrauen als Investitionsbasis, Entbürokratisierung und eine klare Leistungsorientierung – aktuell leider nicht erkennbar.
Fazit 2: Optimismus mit Vorsicht
Es wäre verfrüht, nach 100 Tagen der neuen Regierung ein abschließendes Urteil zu fällen. Dennoch ist der Start misslungen. Besonders fehlt die Bereitschaft, große Strukturreformen wie beim Bürokratieabbau oder der Rente tatsächlich anzupacken. Auch der zu erwartende Rückgang der US-Exporte erfordert eine klare Strategie zur Kompensation.
Fazit 3: Strukturelle Defizite in Europa
Europa leidet unter den US-Zöllen, aber vor allem an eigenen strukturellen Schwächen. Positive Effekte der guten US-Daten auf die Aktienmärkte hierzulande müssen nicht von Dauer sein – siehe das Beispiel SAP.
Fazit 4: Saisonale Schwäche an den Märkten – Chancen bleiben
Die kommenden Wochen sind saisonal schwierig, müssen aber nicht zwingend eine größere Korrektur bringen – solange die Aussichten auf eine Fed-Zinssenkung im September und weitere EZB-Maßnahmen im vierten Quartal bestehen. Positiv: Der vietnamesische Aktienmarkt legte seit Anfang Juli 27 % zu. Globale Diversifikation bleibt daher zentral.
Wie bewerten Sie die Entwicklung? Handelt es sich um einen temporären Dämpfer – oder setzt sich der wirtschaftliche Abstieg Deutschlands fort?

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