Hump of the week: China: Hoffnungsträger oder Sorgenkind?

Hump of the week: China: Hoffnungsträger oder Sorgenkind?

Aktueller Wochenkommentar: „China: Hoffnungsträger oder Sorgenkind?“ 

Autor: Carsten Vennemann, CFA, Geschäftsführer alpha beta asset management GmbH

China bleibt ein zentraler Faktor der globalen Wirtschaft – gleichzeitig aber einer der am stärksten diskutierten. Die jüngsten Konjunkturdaten zeichnen ein verhaltenes Bild: Die Einkaufsmanagerindizes fallen oder verharren im kontraktiven Bereich, sowohl in der Industrie als auch im Dienstleistungssektor. Die Fabrikaktivität schrumpft bereits den achten Monat in Folge.

Marktschwäche nach deutlicher Erholung

Der MSCI China Index (in Euro) hatte bis Mitte Oktober rund 25 Prozent zugelegt. Seitdem zeigt der Trend jedoch wieder nach unten.

Zu Jahresbeginn hatten zahlreiche internationale Banken China erneut zum Kauf empfohlen. Viele globale Anleger sind dieser Empfehlung gefolgt – unterstützt durch eine wachsende Beteiligung chinesischer Privatanleger.

In den ersten zehn Monaten dieses Jahres flossen laut Institute of International Finance rund 50 Mrd. US-Dollar in chinesische Aktien. Zum Vergleich: Im gesamten Vorjahr waren es lediglich 11,4 Mrd. US-Dollar.

Technologie bleibt ein strategischer Schwerpunkt

Mit DeepSeek begann eine neue Phase chinesischen Technologiefortschritts.

Chinas Investitionen in Künstliche Intelligenz wachsen 2025 um rund 28 Prozent – schneller als in den USA. Technologie und Datenverarbeitung bleiben strategische Priorität der chinesischen Regierung.

Ein weiterer Baustein des regionalen Umfelds: Taiwan könnte 2025 das stärkste Wirtschaftswachstum seit 15 Jahren verzeichnen. Die Prognose liegt aktuell bei +7,4 Prozent, für 2026 werden +3,5 Prozent erwartet – trotz möglicher Belastungen durch US-Zölle. Haupttreiber bleibt die Halbleiterindustrie.

Der Economist schreibt zudem, China könne bereits ab Ende 2026 einen Großteil seiner Chipnachfrage selbst decken.

China als Diversifikationsbaustein

Viele Anleger nutzen China gezielt, um das US-Risiko im globalen Portfolio auszugleichen.

Hintergrund ist die hohe Bewertung vieler US-Technologieunternehmen.

Chinesische Tech-Werte notieren dagegen mit KGVs von 10 bis 11 deutlich niedriger und bieten damit einen Bewertungsabschlag, der im Risikomanagement eine Rolle spielt.

Makropolitik: Fiskalische Unterstützung und Strukturziele

Goldman Sachs hat seine BIP-Schätzung für China von 4,9 Prozent auf 5,0 Prozent leicht angehoben. Grund dafür sind jüngste Beschlüsse des Politbüros und des Nationalkongresses, die wirtschaftlichen Ziele stärker fiskalisch zu unterstützen.

Für die Jahre 2026 bis 2030 sieht der Entwurf vor, den Anteil der Staatsinvestitionen am BIP für privaten Konsum „signifikant“ zu erhöhen. Gleichzeitig werden Fertigung und Schlüsseltechnologien zur Priorität erklärt. Präsident Xi Jinping betont die Notwendigkeit, in diesen Bereichen Durchbrüche zu erzielen.

Die Regierung hat erneut Maßnahmen zur Stärkung des Binnenkonsums angekündigt. Chinas Haushaltskonsum liegt im internationalen Vergleich weiterhin rund 20 Prozentpunkte des BIP unter anderen Volkswirtschaften – ein strukturelles Problem, das angesichts von Disinflation und Deflationsrisiken an Bedeutung gewinnt.

Finanzminister Lan Foan kündigt an, die Fiskalpolitik zu verstärken. Das Verhältnis von Defizit zu BIP sowie die Staatsverschuldung sollen an die aktuelle Situation angepasst werden. Dafür sollen verschiedenste Instrumente und Wege genutzt werden, um die wirtschaftliche und soziale Entwicklung zu stabilisieren.

Immobiliensektor bleibt ein Belastungsfaktor

Die Immobilienkrise bleibt ein Kernrisiko. Der Stress im Sektor ist weiterhin nicht bereinigt – trotz wiederholter Unterstützungsmaßnahmen.

Aktuell wird über direkte Zuschüsse zu Hypothekenfinanzierungen diskutiert. Es ist ein weiteres Zeichen dafür, wie belastend der Sektor für die Konjunktur bleibt.

Fazit 1: Chinas Binnennachfrage macht kaum Fortschritte und die Industrie schrumpft weiter. Die Kombination aus schwacher Nachfrage und Disinflation erhöht die Deflationsrisiken.

Fazit 2: Die Immobilienkrise und der schwächere Konsum können die Fortschritte beim Export – trotz Trumps Zollpolitik – derzeit nicht kompensieren.

Fazit 3: China bleibt trotz aller wirtschaftlichen und geopolitischen Risiken ein Baustein zur Diversifikation eines globalen Aktienportfolios. Wenn nötig, wird Peking die fiskal- und geldpolitische Unterstützung weiter ausdehnen. 👍

Wie schätzen Sie China ein? Ist der Schalter bereits umgelegt – oder überwiegen weiterhin die konjunkturellen Risiken?

 

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