Hump of the week: News, Saisonalität, Aktien: Sturm oder laues Lüftchen?
News, Saisonalität, Aktien: Sturm oder laues Lüftchen?
Autor: Carsten Vennemann, CFA, Geschäftsführer alpha beta asset management GmbH
Risiken, die den Markt belasten
Gestern las ich die Überschrift: „Anleger suchen nur noch Anlass zum Ausstieg.“ Tatsächlich gibt es derzeit eine Reihe von Risikofaktoren, die den Aktienmarkt unter Druck setzen:
Trump und die Fed:
Donald Trump hat die ihm unbequeme Fed-Gouverneurin Lisa Cook entlassen und will die zwei freien Plätze mit Gefolgsleuten besetzen. Laut Trump sei „eine Mehrheit absehbar“. Der Markt reagierte zunächst mit schwächeren Aktien, schwächerem Dollar und steigenden Zinsen – allerdings nur kurzfristig. Cook wird um ihren Job kämpfen; ein Rechtsstreit könnte für Volatilität sorgen.
Zollstreit mit China und EU:
Trump droht mit 50 % Zöllen auf chinesische Importe, sollte China keine Seltenen Erden liefern. Gleichzeitig kündigte er eine „signifikante Erhöhung der Zölle für Länder mit Digitalsteuern“ an – eine klare Ansage Richtung EU.
Saisonaler Effekt:
Historisch gilt der September als schwacher Aktienmonat. Seit 1950 verzeichnet der S&P 500 im Schnitt ein Minus von –0,7 %. Aktuell fehlt zudem die Marktbreite bei der Aufwärtsbewegung – ein negativer Indikator.
Europa im Schatten:
Europäische Aktien unterperformen weiterhin gegenüber den USA. Belastend wirken die politischen Turbulenzen in Frankreich: Dort steht die Regierung Bayrou am 8. September vor einer Vertrauensabstimmung – Ausgang ungewiss.
Deutschland: Hoffnungsschimmer mit Fragezeichen
Der ifo-Index stieg im August den sechsten Monat in Folge, getrieben durch die Erwartungen. Gleichzeitig trüben sich die Branchenindizes ein. Heute Morgen wurde das GfK-Konsumklima mit –23,6 veröffentlicht – schwächer als erwartet.
Die Berichtssaison für das zweite Quartal stützt die Märkte dennoch. Trotz aller Warnungen vor negativen Effekten des Zollstreits nehmen Analysten ihre Gewinnschätzungen eher nach oben.
Geldpolitik: Der wichtigste Faktor
Der wohl entscheidende Treiber bleibt die Geldpolitik. Trump spielt hier ein riskantes Spiel. Seine Drohungen haben Fed-Chef Powell womöglich näher an eine September-Zinssenkung gebracht. Auf der Jackson-Hole-Konferenz stellte Powell diese zumindest in Aussicht – angesichts eines schwächeren Arbeitsmarktes und stabilisierter Inflation.
Der Markt nimmt diese Botschaft positiv auf. Doch es gibt zwei Sollbruchstellen:
a) Trump übertreibt mit seinen Attacken und löst eine Vertrauenskrise für US-Assets aus.
b) Die Inflation bleibt hoch, und der Markt zweifelt an der Notwendigkeit von Zinssenkungen.
US-Banken reagieren derzeit optimistisch: Sie erhöhen ihre Kursziele für den S&P 500 Index. Auch chinesische Aktien rücken in den Fokus und sollen nach Analystenschätzungen weiter steigen.
Fazit 1: Globale Anlagestrategie notwendig
Während europäische Aktien negativ auf Trumps Eingriffe in die US-Notenbank reagierten, blieben asiatische Börsen unbeeindruckt. Europäische und asiatische Aktien sind wichtige Bausteine einer global diversifizierten Anlagestrategie, um den US-Einfluss auf die Wertentwicklung der Strategie zu begrenzen.
Fazit 2: Deutsche Konjunkturdaten geben nur begrenzt Hoffnung
Die Erwartungen steigen, die Lage bleibt schwach. Hohe Energiepreise, Geopolitik und Bürokratie bremsen die Dynamik. Eine Trendwende ist nicht erkennbar.
Fazit 3: Zinsfantasie treibt die Märkte
Alle Risiken zusammengenommen reichen derzeit nicht aus, die Aussicht auf niedrige oder fallende Geldmarktzinsen zu überlagern. Zinsfantasie bleibt die Antriebsfeder der Märkte. Nervosität ist vorhanden, Euphorie dagegen nicht – das kann stabilisierend wirken.
Fazit 4: Alles im grünen Bereich – aber Risikomanagement bleibt Pflicht
Die Wall Street sieht steigende Unternehmensgewinne und fallende Zinsen. Noch ist alles „im grünen Bereich“. Dennoch sollten die Sollbruchstellen nicht ignoriert werden. Eine krisenfeste Strategie mit funktionierendem Risikomanagement ist unverzichtbar.
Wie schätzen Sie die Lage ein? Droht ein Sturm – oder bringt das „laue Lüftchen“ noch einmal Rückenwind?

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