Hump of the week: Die Musik spielt in den USA, oder?

Hump of the week: Kommentar zu den Aktienmärkten - Die Musik spielt in den USA, oder?

Kommentar zu den Aktienmärkten: Die Musik spielt in den USA, oder?

Autor: Carsten Vennemann, CFA, Geschäftsführer alpha beta asset management GmbH

 
Viele Marktteilnehmer sehen den Aktienmarkt als zu teuer an. Trotzdem laufen die Kurse weiter hoch – bis gestern, als es zu einem kleinen Rücksetzer kam. Wie ist die Lage in den USA? Was spricht für den Aktienmarkt, was dagegen?
 

Geldpolitik und Zinsfantasie

 
Fed-Chef Jerome Powell hat die Zinsen – wie erwartet – in der vergangenen Woche auf 3,75 bis 4,00 % gesenkt. Die Erwartungen einer weiteren Zinssenkung im Dezember haben sich zwar etwas abgekühlt, bleiben aber im Markt. In den kommenden sechs Wochen kann viel passieren – doch die Zinsfantasie, auch für 2026, bleibt erhalten.
 
Powell betonte, dass sich die Inflation (vor Zolleffekten) dem 2 %-Ziel annähert, während sich der Arbeitsmarkt bei solidem Wachstum abkühlt.
 

Unternehmensgewinne über den Erwartungen

 
Die US-Unternehmen haben im dritten Quartal die (niedrigeren) Erwartungen bei Gewinnen, Umsätzen und Ausblicken im Schnitt übertroffen. Aktienrückkäufe stützen die Märkte zusätzlich, und die Liquiditätspolitik der Fed bleibt ein entscheidender Faktor. Auch technisch bleibt der Aufwärtstrend in den wichtigsten US-Indizes intakt.
 

Technologieaktien starke Treiber an den Aktienmärkten

 
Seit mehreren Wochen sind Technologieaktien der handelsstärkste Sektor mit den größten Nettokäufen. Daten aus dem Optionsmarkt unterstreichen den anhaltenden „Run auf Technologie“ und zeigen weitere Kursfantasie an.
 
Der US-Aktienmarkt hat inzwischen die höchste Konzentration (durch den Technologiesektor) seit über einem Jahrhundert:
Rund 56 % der gesamten Marktkapitalisierung entfallen auf Tech-Unternehmen – die geringste Diversifikation seit 140 Jahren.
 

Vertrauen in US-Staatsanleihen bleibt hoch

 
Trotz wiederholter Befürchtungen über steigende US-Schulden zeigt sich der Markt stabil.
 
Der ausländische Bestand an US-Staatsanleihen liegt auf einem Rekordhoch:
 
Rund ein Drittel aller US-Treasuries wird von ausländischen Investoren gehalten – von Misstrauen in die US-Zahlungsfähigkeit also bisher keine Spur.
 

Fiskalpolitik und strukturelle Fragen

 
Analysten haben berechnet, dass ein sechs­wöchiger Shutdown der US-Administration das Wachstum im 4. Quartal um etwa 1,2 % (annualisiert, im Vergleich zu Q3) kosten würde. Ein Großteil dieser Einbußen dürfte später aufgeholt werden.
 
Zudem wächst die Sorge, wie die massiven Investitionen in die AI- und Dateninfrastruktur finanziert werden. Wer kauft die Anleihen, wie sind sie besichert, und können die Emittenten ihre Finanzziele erfüllen, um sie zurückzuzahlen? Die Financial Times Weekend widmete diesem Thema zuletzt einen ausführlichen Leitartikel.
 

Gemischte Signale aus der Wirtschaft

 
Der US-Einkaufsmanagerindex (ISM) für das verarbeitende Gewerbe fiel zuletzt auf 48,7 Punkte – deutlich im kontraktiven Bereich.
 
Zudem zeigt sich im geldpolitischen Ausschuss FOMC der US-Notenbank eine ungewöhnlich große Meinungsbandbreite:
 
„Trump-Boy Miran“ plädierte für eine Zinssenkung um 0,5 %, während Kansas City Fed-Chef Schmid gegen jede Senkung stimmte. Es war das erste Mal seit sechs Jahren, dass die Ansichten innerhalb der Fed so stark divergierten.
 
Fazit 1: Eine Korrektur wird nicht durch Warnungen von Marktauguren, sondern durch reale Risiken im System ausgelöst. Warnhinweise gibt es – aber sie bleiben derzeit noch begrenzt.
 
Fazit 2: Viele der aktuellen Herausforderungen betreffen die westlichen Aktienmärkte. Die gestrige Abwärtsbewegung in Europa und den USA traf auf stabile bis steigende Märkte in Asien.
 
Fazit 3: Die USA stehen am Scheideweg – politisch, gesellschaftlich und wirtschaftlich. Globale Diversifikation, bei Aktien wie Anleihen, ist wichtiger denn je.
 
Wie sehen Sie die USA? Wirtschaftliches Musterland – oder auf dem Weg in die Isolation?
 

 

Vennemann HiRes 5624

 

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