Hump of the week: Habemus Kanzler!

Friedrich Merz als Bundeskanzler – Auswirkungen auf Börsen und Wirtschaft

Autor: Carsten Vennemann, CFA, Geschäftsführer alpha beta asset management gmbh

Friedrich Merz ist neuer Bundeskanzler – Politische Börsen, wirtschaftliche Erwartungen und globale Perspektiven

Die Wahl von Friedrich Merz als Bundeskanzler hat kurzfristig für Irritationen an den Kapitalmärkten gesorgt. Der DAX verlor nach dem überraschenden Ausgang des ersten Wahlgangs knapp 2 %, bevor eine Erholung einsetzte. Ein klassisches Beispiel für das alte Börsensprichwort: „Politische Börsen haben kurze Beine“. Solche kurzfristigen Kursausschläge sind meist Ausdruck von Unsicherheit – nicht von nachhaltiger wirtschaftlicher Relevanz.

Ein misslungener Start – Vertrauensfrage gleich zu Beginn

Der Start der neuen Bundesregierung verlief nicht reibungslos: Rund 18 Abgeordnete, vermutlich aus den Koalitionsparteien verweigerten im ersten Wahlgang ihre Stimme. Eine symbolisch schwerwiegende Geste, die Vertrauen kostet – auch international. Die Irritation reichte über nationale Grenzen hinaus. Eine Frage, die mich per WhatsApp erreichte, bringt es auf den Punkt: „Was ist denn bei Euch los?“

Friedrich Merz als Bundeskanzler: Außenpolitisch mehr Dynamik möglich

Im außenpolitischen Kontext gibt es Anlass zu vorsichtigem Optimismus. Nach Jahren relativer Zurückhaltung könnte Deutschland unter Friedrich Merz als Bundeskanzler wieder eine aktivere Rolle übernehmen. Die politische Nähe zwischen Merz, Macron und Tusk eröffnet eine Chance auf eine strategisch stärkere europäische Achse – womöglich eine Neuauflage des Weimarer Dreiecks. Eine engere europäische Kooperation auf dieser Ebene könnte Europas Gewicht auf internationalem Parkett stärken.

Wirtschaftspolitik bleibt unkonkret – Reformdrang nicht erkennbar

Wirtschaftspolitisch weckt der Koalitionsvertrag hingegen wenig Hoffnungen. Der Text liest sich wie ein Kompromiss auf kleinster gemeinsamer Basis – ohne echten erkennbaren Gestaltungswillen oder dezidiert zukunftsweisende Strategie. Eine wirtschaftspolitische Perspektive, wie sie unter Schröder, Clement oder Hombach noch gegeben war, fehlt bislang der heutigen SPD. Deutschland hat in den letzten drei Jahren kein Wachstum erzielt. Dieser Stillstand muss überwunden werden – mit konkreten Maßnahmen statt nur mit politischer Rhetorik.

Woran sich Friedrich Merz als Bundeskanzler messen lassen muss

Ob Friedrich Merz als Bundeskanzler erfolgreich agieren wird, hängt aus Anlegersicht vor allem von drei Faktoren ab:

  • Wirtschaftliche Kehrtwende: Gelingt es, die Stagnation zu beenden und Investitionsimpulse zu setzen?
  • Innenpolitische Stabilität: Kann er das Vertrauen der Bevölkerung zurückgewinnen und Reformfähigkeit beweisen?
  • Außenpolitische Führungsrolle: Nutzt er die Chance, Deutschland und Europa international wieder stärker zu positionieren?

Erste Personalentscheidungen deuten auf ein strategisches Vorgehen hin. Doch die Erwartungen sind klar: Entscheidend wird nicht die Theorie sein, sondern die Umsetzung. Der Koalitionsvertrag enthält gute Ansätze – diese müssen sich jetzt in konkreter Politik widerspiegeln.

SPD am Scheideweg – Linkskurs oder Erneuerung?

Ein weiterer Unsicherheitsfaktor bleibt die SPD. Die Frage, ob Parteichef Lars Klingbeil eine zukunftsorientierte Agenda formulieren kann oder die Partei weiter nach links rückt, ist nicht trivial. Die jüngste Verständigung mit der Linkspartei wirkt aus strategischer Sicht wie ein Schnellschuss – und dürfte kaum zur Stabilisierung des politischen Klimas beitragen. Eine glaubwürdige Abgrenzung gegenüber populistischen Rändern ist so kaum möglich.

Globale Themen dominieren die Märkte – Europa darf den Anschluss nicht verlieren

Für die Finanzmärkte sind kurzfristige politische Entwicklungen in Berlin zwar relevant, aber nicht allein ausschlaggebend. Viel stärker wirken globale Faktoren wie:

  • Handelszölle und geopolitische Spannungen
  • Geldpolitik der Notenbanken
  • Inflation und makroökonomische Fundamentaldaten

Dennoch: Friedrich Merz als Bundeskanzler kann mittel- bis langfristig Einfluss nehmen – insbesondere durch eine wirtschaftsfreundliche Agenda und eine aktive europäische Außenpolitik. Eine starke deutsche Führungsrolle in Europa wäre ein positives Signal – nicht nur politisch, sondern auch für die Kapitalmärkte.

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