Hump of the week: Gold, digitales Gold oder doch Aktien?

Goldbarren, Bitcoin-Symbol und Börsenkurven – symbolisch für die Frage nach dem besten Wertaufbewahrungsmittel

Autor: Carsten Vennemann, CFA, Geschäftsführer alpha beta asset management gmbh

Gold, digitales Gold oder doch Aktien?

Diese Frage stellt sich nach einer Woche mit bemerkenswerten Marktbewegungen besonders eindringlich. Am 22. April 2025 notierte der Goldpreis mit 3.500 US-Dollar pro Feinunze auf einem historischen Hoch – nur einen Tag später fiel er um über fünf Prozent. Was steckt hinter dieser Volatilität?

Gold: Klassisches Wertaufbewahrungsmittel mit neuer Dynamik

Traditionell galt Gold in Zeiten niedriger Zinsen als attraktives Wertaufbewahrungsmittel. Die Korrelation zwischen Gold und Zinsen besteht zwar weiterhin, ihre Bedeutung für den Goldpreis ist jedoch deutlich gesunken. Heute sind es zwei Hauptfaktoren, die den Preis treiben: gezielte Käufe von Zentralbanken und das gestiegene Sicherheitsbedürfnis institutioneller wie privater Anleger.

Beispielhaft dafür ist die Politik Chinas. Das Land erzielt erhebliche Handelsüberschüsse – primär in US-Dollar – und investiert diese Mittel zunehmend nicht mehr in US-Staatsanleihen, sondern in physisches Gold. Im Jahr 2024 hat China seine Goldreserven um rund 30 % auf 191 Milliarden US-Dollar erhöht. Auch Russland verfolgt eine ähnliche Strategie, was ebenfalls auf die geopolitische Lage zurückzuführen ist. Hinzu kommt die kontinuierlich steigende Nachfrage aus Indien, wo Gold sowohl kulturell als auch wirtschaftlich eine herausragende Rolle spielt.

Gold als strategisches Diversifikationsinstrument

In geopolitisch und wirtschaftlich instabilen Zeiten rückt Gold aufgrund seiner Knappheit, seiner jahrtausendelangen Geschichte als Wertaufbewahrungsmittel sowie seiner geringen Korrelation mit anderen Anlageklassen erneut in den Fokus. Für langfristig orientierte Investoren stellt es ein bewährtes Instrument zur Portfoliostabilisierung dar.

Bitcoin: Digitales Gold mit hoher Volatilität

Interessanterweise wurde Bitcoin jüngst vom Vorsitzenden der US-Notenbank als „digitales Gold“ bezeichnet – ein bemerkenswerter Schritt, der Kryptowährungen zusätzliche Legitimität verleiht. Zwar ist Bitcoin deutlich volatiler als physisches Gold, doch auch hier bestehen Parallelen: begrenztes Angebot, dezentrale Struktur, zunehmende Akzeptanz. Für technikaffine Investoren bieten Kryptowährungen zudem Zugang zu zukunftsorientierten Geschäftsmodellen.

Doch Vorsicht: Die Risikoprofile unterscheiden sich fundamental. Bitcoin ist in puncto Volatilität und regulatorische Unsicherheit erheblich anfälliger. Wer in „digitales Gold“ investiert, entscheidet sich für die dynamischere, aber auch spekulativere Variante.

Aktienmärkte: Zwischen Trump-Rhetorik und geldpolitischer Wende

Auch die Aktienmärkte geraten zunehmend in den Einfluss geopolitischer Entwicklungen – zuletzt befeuert durch Äußerungen von Donald Trump. Seine Angriffe auf die US-Notenbank werfen Fragen zur Unabhängigkeit der Institution auf und erhöhen die Unsicherheit im Kapitalmarktumfeld. Dieses Verhalten wirkt sich nicht nur negativ auf die Bewertung von US-Staatsanleihen und den US-Dollar aus, sondern lässt Anleger zunehmend nach Alternativen suchen – etwa Gold oder Kryptowährungen.

Nicht auszuschließen ist, dass die US-Notenbank angesichts der politischen und konjunkturellen Lage bereits im Mai 2025 erste Zinssenkungen vornimmt. Ein solcher Schritt könnte die Attraktivität von risikoreicheren Anlageklassen wie Aktien kurzfristig erhöhen – die Unsicherheit bleibt jedoch hoch, vielleicht sogar bis zu den Mid-Term-Elections im Herbst 2026.

Fazit: Strategien für anspruchsvolle Depotstrukturen

Für langfristig orientierte Anleger, ob vermögende Privatinvestoren oder institutionelle Investoren, gilt: Diversifikation bleibt entscheidend. Gold hat seine Relevanz als strategische Beimischung zurückgewonnen – nicht zuletzt durch das Verhalten geopolitisch aktiver Zentralbanken. Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum bieten zusätzliches Potenzial, allerdings bei deutlich höherem Risiko. Aktien bleiben der zentrale Depotbaustein, sind jedoch kurzfristig politischen Einflüssen ausgesetzt.

In der Portfoliokonstruktion stellt sich weniger die Frage „Gold oder Aktien“, sondern vielmehr:

Wie viel Gold, wie viel digitales Gold und wie viel Aktien sind im aktuellen Umfeld angemessen?

Vennemann HiRes 5624

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