Hump of the week: Anleihen – Sind sie noch sicher?

Ein Schild mit der Aufschrift "Bond Market" symbolisch für die Entwicklung des Anleihen Marktes 2025

Autor: Carsten Vennemann, CFA, Geschäftsführer alpha beta asset management gmbh

Anleihen – Sind sie noch sicher?

Der Rentenmarkt steht erneut im Fokus. Steigende Renditen, geopolitische Unsicherheiten und fiskalische Risiken werfen die Frage auf, ob das Vertrauen in Anleihen noch gerechtfertigt ist. Anleger fragen sich: Bleibt das festverzinsliche Papier ein sicherer Hafen oder ist Vorsicht geboten?

Japan: Reif für eine Vertrauenskrise?

Seit September 2024 ist die Rendite 30-jähriger japanischer Staatsanleihen deutlich gestiegen, von 2 Prozent auf zwischenzeitlich 3,16 Prozent. Zwar gab es nach beruhigenden Aussagen der Bank of Japan eine Korrektur auf 2,85 Prozent, doch das Misstrauen bleibt.

Die Notenbank verfolgt einen Kurs gradueller Zinserhöhungen, um der Inflation zu begegnen. Gleichzeitig bröckelt das Vertrauen in die langfristige Kreditqualität der japanischen Staatsschulden. Besonders der rasche Anstieg der langfristigen Zinsen signalisiert, dass Investoren zunehmend an der Tragfähigkeit der japanischen Schuldenpolitik zweifeln.

USA: Schulden, China-Verkäufe und politische Risiken

Ein ähnliches Bild zeigt sich in den USA. Moody’s hat die Bonität der US-Staatsanleihen kürzlich herabgestuft. Der Grund war die fehlende Gegenfinanzierung der umfangreichen Steuersenkungen unter Präsident Trump.

Die Rendite 30-jähriger US-Treasuries ist von unter 4 Prozent auf über 5 Prozent gestiegen. Besonders brisant ist, dass China, Japan und weitere staatliche Investoren massiv US-Papiere abgestoßen haben, nicht zuletzt aus geopolitischen Gründen. Auch private Anleger stellen sich zunehmend die Frage: Wie sicher ist der Dollar noch?

Deutschland: Insel der Stabilität

Während in Japan und den USA Zinssprünge für Unruhe sorgen, bleibt Deutschland bislang vergleichsweise stabil. 30-jährige Bundesanleihen rentieren aktuell mit rund 3 Prozent, das sind nur 0,5 Prozent mehr als noch im Herbst 2024.

Trotz großer Haushaltsdebatten und umfangreicher Investitionsprogramme der Ampelkoalition bleibt die Bonität Deutschlands weltweit anerkannt. Kein Wunder: Deutschland ist 2025 offiziell zur größten Gläubigernation der Welt aufgestiegen. Die Bewertung von Bundesanleihen gilt als Zeichen langfristiger fiskalischer Stabilität.

Gold als sichere Alternative?

Auffällig ist, dass der Goldpreis parallel zu den langfristigen US-Zinsen deutlich gestiegen ist. Viele Großinvestoren scheinen Kapital aus US-Staatsanleihen abzuziehen und stattdessen in Gold umzuschichten. Die Währung bleibt gleich, aber das Vertrauen in US-Papiere sinkt.

Gold wird zunehmend als strategische Absicherung gegen geopolitische Risiken und eine mögliche Erosion der Dollar-Stärke betrachtet. Auch Kryptowährungen rücken stärker in den Fokus größerer Investoren, die sie als alternative Bestandteile eines Sicherheitsportfolios prüfen.

Europa: Vom Krisenherd zur Stabilitätszone?

Die Tage der Griechenland-Krise oder italienischer Zinsdramen scheinen vergessen. Die EU hat mit dem ESM einen starken Sicherheitsmechanismus geschaffen, der in Krisenzeiten stabilisierend wirkt.
Weiterhin wird weiter über gemeinsame europäische Anleihen diskutiert. Diese Idee hat politische Sprengkraft, könnte aber langfristig zur Beruhigung der Kapitalmärkte beitragen.

Auch europäische Unternehmensanleihen mit guter Bonität verzeichnen anhaltend starke Nachfrage, besonders bei Investoren, die gezielt Alternativen zu US-Titeln suchen.

Fazit 1: Der Rentenmarkt verändert sich

Die Finanzpolitik einzelner Staaten gerät zunehmend unter Druck. Zinserhöhungen und Vertrauensverluste sind die Folge. Für Anleger bedeutet das: genau hinschauen und flexibel bleiben. Die aktuellen Zinsanstiege verlaufen noch moderat, aber die strukturellen Risiken nehmen spürbar zu.

Fazit 2: US-Anleihen mit Risiko, aber nicht ohne Relevanz

Der US-Rentenmarkt zeigt deutliche Schwächen, insbesondere bei langen Laufzeiten. Taktisches Investieren und ein Fokus auf kurz- bis mittelfristige Laufzeiten sind ratsam. Trotz aller Unsicherheiten bleiben US-Dollar-Assets strategisch relevant, solange Risiken begrenzt werden.

Fazit 3: „Bunds“ bleiben gefragt

Deutsche Staatsanleihen bleiben ein Stabilitätsanker, nicht nur für deutsche Anleger. Die aktuelle Entwicklung zeigt, dass internationale Investoren Kapital aus stärker risikobehafteten Märkten in europäische Anleihen umschichten.

Deutschland profitiert von wirtschaftlicher Stärke und einem robusten Leistungsbilanzüberschuss. Damit bleibt das Land ein verlässlicher Partner in unruhigen Zeiten.

Fazit 4: Anleihen bringen Zinserträge

Noch im Jahr 2022 lagen die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen im negativen Bereich. Heute bringen sie rund 2,5 Prozent und rechtfertigen damit wieder einen Platz in ausgewogenen Portfolios.
Auch Anleihen aus Schwellenländern gewinnen an Bedeutung, insbesondere wenn sie wirtschaftlich und politisch stabil aufgestellt sind.

Mit Blick auf die kommenden Jahre könnten neben Anleihen auch Gold und Kryptowährungen eine neue Rolle als Portfoliostabilisatoren übernehmen, sofern das Vertrauen in klassische Staatsanleihen weiter sinkt.

Was denken Sie? Sind Anleihen für Sie ein unverzichtbarer Baustein im Portfolio – oder schlicht zu langweilig in Zeiten von Tech-Rallys und Kryptowährungen?

Vennemann HiRes 5624

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